Newsletter November 2023
Ich finde es bemerkenswert, wie Tiere einander verstehen und sich gegenseitig stärken. Die nötigen Kompetenzen hierfür scheinen ihnen angeboren zu sein. Wir Menschen müssen das alles erst lernen. In Dänemarks Gesamtschulen steht das Fach Empathie bereits seit 1993 im Stundenplan der Kinder und Jugendlichen. Eine Stunde pro Woche dürfen die Schüler:innen miteinander über ihre Gefühle und Probleme sprechen und üben, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Diese Stunden bereiten die jungen Menschen darauf vor, glückliche, sozial und emotional kompetente Erwachsene zu werden. Auch in Deutschland gibt es Pilotprojekte und Konzepte an Schulen, die Fähigkeiten wie Empathie, Selbstregulierung und soziale Kompetenzen bei den Lernenden fördern sollen.
Es gibt zwei Voraussetzungen für Empathie. Zum einen die Fähigkeit, sich in Einstellungen und Situationen anderer Menschen einzufühlen, zum anderen die Bereitschaft dazu. In der Bibel steht im Kolosserbrief (3,12), dass „herzliches Erbarmen, Güte, Demut und Geduld unser Leben bestimmen“ sollen. Ich verstehe das so, dass wir uns einen Mantel mit diesen Tugenden umlegen, den wir idealerweise nicht mehr ablegen. Im Grunde geht es um das, was dänische Schulkinder lernen: anderen Menschen respektvoll und rücksichtsvoll gegenübertreten, selbst in schwierigen Situationen. Dadurch schaffen wir eine Atmosphäre des Wohlwollens und der gegenseitigen Anerkennung. Empathie ermöglicht uns, die Welt mit den Augen anderer zu sehen. Sie hilft uns dabei, die Welt um uns herum besser zu verstehen und unser Miteinander zu verbessern.
Die Tage werden kälter. Viele Gänse fliegen jetzt gen Süden. Wir können uns an unseren „Tugendmantel“ erinnern, ihn aus dem Kleiderschrank holen und ab und an ganz bewusst tragen.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre
Beate Hartmann
Projektleitung „Alles Glaubenssache?“ an der Evangelischen Akademie Tutzing