Newsletter Mai 2022
„Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!“
Seit diesem Frühjahr dürfen sich die Tore der Evangelischen Akademie Tutzing nach langen Monaten der Pandemie endlich wieder für Publikumsverkehr öffnen: Unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen wird im Auditorium wieder konzentriert getagt, in der Schlosskapelle gemeinsam Gottesdienst gefeiert und in den Salons bis tief in die Nacht engagiert debattiert. Es ist Aufbruchstimmung und Freude über persönliche Begegnungen zu spüren. Im Schlosspark erwacht der Frühling und die Bäume blühen.
Und doch können wir all das nicht unbeschwert genießen. Über allem liegt eine bedrückte Stimmung, da nicht weit entfernt von uns Krieg herrscht und auch in Tutzing wie überall in Deutschland Flüchtlinge aus der Ukraine ankommen: Wir leben in sorgenvollen, „wahrlich in finsteren Zeiten“.
In der Evangelischen Akademie Tutzing kommen Menschen zusammen, denen der Zustand dieser Welt nicht gleichgültig ist, die Meinungsaustauch und Orientierung suchen, die Kunst und Kultur lieben. Die Akademie bietet ihnen das Forum, gemeinsam nach Wegen und Lösungen zu suchen für die vielen Herausforderungen unserer Zeit. Ich bin davon überzeugt, dass gerade menschliche Begegnungen, gemeinsames Nachdenken und gesellschaftliche Solidarität ein Mittel des Widerstands gegen Wirren, Schrecken und Ängste sind. Orte und Gelegenheiten für diese Begegnungen, für Gespräche und für Zusammenhalt stiftende Kulturerlebnisse sind wichtig. Sie können die Welt nicht retten und keinen Krieg beenden. Aber helfen, in „finsteren Zeiten“ inne zu halten, durchzublicken und Hoffnung zu schöpfen – das können sie schon.
Es ist deshalb gut, dass die Tore der Evangelischen Akademie Tutzing wieder offen sind und wir dort über alle Themen sprechen können, die Menschen bewegen. Auch über Bäume!
Ihre
Brigitte Grande
Erste Vorsitzende des Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing e.V.