Newsletter März 2023
Heute sehen wir klar: Wirtschaftswachstum geht nur noch auf Kosten von Ökologie. Unser Maximum beruht oft auf Ausbeutung und lässt anderen nicht einmal das Minimum. Frieden braucht anstrengende Präventivarbeit und eine stringent an Menschenrechten – nicht etwa an Wirtschaftsinteressen – orientierte Außen- und Energiepolitik schon in Friedenszeiten. Individualismus, nach Ende des Neoliberalismus: Meine Freiheit endet, wo ich Deine Freiheit beschneide. Zunehmende Ungleichheit schadet sogar den Reichen einer Gesellschaft, wie Kate Pickett und Richard Wilkinson bereits 2009 umfassend analysiert haben.
Dabei kennt die Menschheit stärkeres materielles Wachstum erst seit einigen Jahrhunderten. Wo der menschliche Geist Fortschritt ersann, wurde er seitdem oft umgemünzt in Mehr, nicht notwendigerweise in Besser: etwa in größere, im Gesamteffekt nicht ökologischere Autos. In mehr Konsum oberer Einkommensschichten, in mehr Stress – anstatt in mehr Zeit für Sorge, Pflege, Engagement, psychische Gesundheit.
Abraham Maslow, Begründer der Humanistischen Psychologie, analysierte in seiner Bedürfnispyramide 1970 die Hierarchie menschlicher Bedürfnisse. Grundlegend sind demnach Existenzbedürfnisse wie Wasser, Nahrung, Schlaf. Schon hier kommen viele Menschen in Deutschland und weltweit nicht mit. Eine Stufe höher: körperliche und seelische Sicherheit, Stabilität, Angstfreiheit. Dann: Zugehörigkeit, Freundschaft, Liebe. Anerkennung. Selbstverwirklichung. Zuoberst: Transzendenz und Spiritualität.
Wo stehen wir heute? Sorgen wir wirklich sorgfältig für die Befriedigung unserer Bedürfnisse oder nähren wir unsere Gier? Wo sind wir als Gesellschaft steckengeblieben, wo kamen die Stufen durcheinander? Werbung lässt uns glauben, für „höhere Ebenen“ wie Freundschaft oder Selbstverwirklichung benötigen wir immer mehr Materielles. Wirklich? Die jüngeren Generationen haben in den vergangenen Jahren viel geopfert für die gesundheitliche Sicherheit vor allem der Älteren. Ist es jetzt an der Zeit, die Zukunft der Jungen vor der Klimakatastrophe zu schützen? Wieviel Weniger ist uns die Sicherheit unserer Kinder wert?
Wie kann ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem aussehen, das Prävention und Sicherheit ernstnimmt, das existentielle Bedürfnisse für alle sicherstellt und dann Raum gibt für weitere Stufen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Tagung „Gesellschaftliches Risiko und Resilienz“ vom 21.-23. April, die sowohl die persönliche als auch die gesellschaftliche Ebene des Zauberwortes „Resilienz“ diskutiert.
Ob auf dieser oder auf einer unserer anderen Tagungen – wir freuen uns auf Sie!
Mit besten Grüßen
Katharina Hirschbrunn
Studienleiterin für Wirtschaft und Arbeitswelt, nachhaltige Entwicklung