Editorial
zum 25. Mal jährt sich 2015 der Tag der Deutschen Einheit. Ein Anlass, im Rahmen der Sommertagung des Politischen Clubs Bilanz zu ziehen – und in die Zukunft zu blicken (s.u.). Für die Evangelische Akademie Tutzing begann das Jahr 1990 übrigens mit einem Höhepunkt. Zwei Tage lang nahmen sich hochrangige Vertreter aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Kirche der beiden deutschen Staaten Zeit, um hinter den Schlossmauern neue Antworten auf die damals anstehenden politischen Fragen zu suchen. In der Abgeschiedenheit der Akademie am Starnberger See waren das Tage der Nachdenklichkeit.
An der Tagung nahmen teil Hans Modrow (Ministerpräsident der DDR), Matthias Platzeck (damals für die Grüne Partei in der DDR Minister ohne Geschäftsbereich im Kabinett Modrow) und darüber hinaus Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Gewandhauskapellmeister Kurt Masur, Willy Brandt und Jürgen Kuczynski, Günter Grass und Günter de Bruyn, Konrad Weiß, Jens Reich, Ibrahim Böhme, Bischof Gottfried Forck, Carl Friedrich von Weizsäcker, Jürgen Schmude, Wulf Schönbohm, Hildegard Hamm-Brücher, Antje Vollmer und viele mehr.
Hans-Dietrich Genschers Rede bei dieser Tagung wird in der Zwischenzeit auf internationalem Parkett als „Genscher-Plan“ gehandelt. Deutschland als Ganzes soll dem westlichen Bündnis angehören, wenngleich es eine „Ausdehnung des NATO-Territoriums nach Osten, d. h. näher an die Grenze der Sowjetunion heran“ nicht geben wird. Vereinigt soll werden: „die beiden deutschen Staaten einschließlich Berlin. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Eine Grenzgarantie an alle unsere Nachbarn muß die erste gemeinsame Willensbekundung der beiden freigewählten deutschen Parlamente und Regierungen sein“. In der Sowjetunion und in den USA sind diese grundlegenden konzeptionellen Vorstellungen Genschers zur deutschen Einheit im europäischen Rahmen positiv aufgenommen worden.
Auch für die Akademie selbst hatte die Tagung Folgen: Es wurde das „Deutschlandpolitische Referat der Evangelischen Akademie Tutzing“ mit Sitz in Bayreuth gegründet. Seit 1990 leitete der Theologe Dr. Rolf Hanusch als „Studienleiter für deutschlandpolitische Fragen an der Evangelischen Akademie Tutzing“ diese Dependence. Am 31. April 1994 wurde Rolf Hanusch aus seinem Amt verabschiedet – die Zweigstelle der Akademie geschlossen.
Wie Sie sehen, gibt es immer wieder Tagungen in unserem Haus, die rückblickend zu Recht das Etikett „historisch“ verdienen. Wenn auch Sie sich für unsere Angebote interessieren, dann werfen Sie gerne einen Blick in unser neues Jahresprogramm (s.u.).
Eine schöne Sommerzeit – und wenn Sie Urlaub haben eine erholsame Zeit – wünscht Ihnen und herzlich grüßt Sie im Namen des Teams der Evangelischen Akademie Tutzing
Ihr
Udo Hahn
Akademiedirektor
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