Newsletter Januar 2019
Was immer uns an Gott, Göttern, Augenblicksgöttern, Götzen uneins machen mag, so sind wir doch alle eins darin, diese eine Welt gemeinsam zu teilen. Was immer an Heiligem uns trennt, an Kirchlein, das versammelt uns als Profanes im Kiosk. Wir blättern gespannt in den Blättern, die die Welt bedeuten, und fragen vielleicht, was ist der rote Faden, der ewige Sinn in den 1001 Gazetten des Aktuellen? Zum Jahreswechsel bilanzieren wir was 2018 war und kalkulieren was 2019 werde. – Was kommt? Wer hat eine Witterung nach vorne? Der Fromme glaubt an die Vorsehung, dem Schicksalsanhänger ist’s Kismet, aber die aus allen Gewissheiten und Sicherheiten Vertriebenen sehen nur Offenes, Zufälle.
Was wird 2019? Siegfried Kracauer nannte uns moderne Menschen die „Wartenden“. Leute, die sich mit dem Besuch eines Kirchleins oder eines Kiosks, besonders in Bahnhöfen, die Zeit vertreiben. Ja, wir warten entweder auf die göttliche Ewigkeit oder auf den göttlichen Augenblick. Warten, abwarten, erwarten – das sind Passiva. Die Jahreslosung für 2019 intendiert mehr: „Suche Frieden und jage ihm nach.“ (Psalm 34,15). Also: losgehen, handeln, suchen, versuchen – wie die Heiligen Drei Könige, die den Stern im Stroh, Gott im Kind, das Kirchlein im Kiosk, das himmlische Oben im irdischen Unten, die Ewigkeit im Augenblick gefunden haben. Jetzt hört das Warten auf. Aus Kirchlein wird Kiosk, aus Religion Politik. Die Evangelische Akademie Tutzing will Kirchlein und Kiosk sein: in edicola.
Herzlich willkommen 2019 am Starnberger See!
Ihr
Jochen Wagner
Studienleiter für Theologie und Gesellschaft, Religion, Philosophie und Recht