Newsletter Dezember 2019
Wo uns die Weltpolitik anwidert, kaum dass Allerseelen und Totensonntag uns still machen konnten, geht’s schon wieder auf Weihnachten zu. Doch versetzt uns zum Ende des profanen Kalenders der Adventskalender – adventura, Ankunft wie Abenteuer – noch in Erwartung eines Kommenden? Verzaubert uns Entzauberte die selige Mär von der Menschwerdung Gottes noch? Ein Winzling im Stall, kein Herrscher im Palast, Menschlichkeit wider Barbarei, ein Licht aus Stroh im Schatten gleißender Opulenz. Keine Idylle, Revolution pur!
Unterm Stern von Bethlehem geschieht diese wundersame Verwandlung oder auch Vermählung, commercium admirabile, vom Kind in der Krippe. Mag uns die hochheilige biblische Geschichte durch alles irdische Vergnügen „heimleuchten“ in diese Welt. Nicht zufällig fällt hierzu der Name Dietrich Bonhoeffers. Unser Eingedenken des 75-jährigen Kriegsendes im Frühjahr 2020, kann an seiner theologischen Existenz inne halten. „Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr – Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag, Gott ist bei uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag“. Das war Bonhoeffers Haltung. Im Widerstreit gegen das Böse, etsi deus non daretur (als ob kein Gott sei), vom Trost zum Einspruch, von der Religion zur Politik zu finden.
Mit den besten Wünschen für eine stade Adventszeit und ein gesegnetes Weihnachtsfest,
Ihr
Dr. Jochen Wagner
Studienleiter für Theologie und Gesellschaft, Religion, Philosophie und Recht