Newsletter April 2020
Mit diesem Satz des Philosophen Walter Benjamin möchten wir Sie herzlich grüßen. Sogleich möchten wir aber mit diesem Satz, dem der Nürnberger Menschenrechtspreis sich verpflichtet hat, zurücktreten. Es ist eine arge Welt. Wir wollen zuallererst an so viele namenlose Menschen denken, die in diesen Zeiten von Corona unbekannt, nah und fern, krank sind, leiden, gar sterben. Gleichviel mit ihnen auch all jene unbekannten Menschen nah und fern ehren, die bei ihnen bleiben, sie pflegen, trösten, begleiten, unermüdlich alles für sie tun, auch bis zuletzt.
Unser aller Hochachtung gebührt auch den unzähligen Menschen, die unsere Grundversorgung organisieren, für innere wie äußere Sicherheit sorgen, unseren Alltag in Extremen so stabil wie möglich, unser System am Laufen halten. Die Legion der einzeln gar nicht Aufzählbaren darf man mit Goethe nobilitieren: Genie ist Fleiß. All diese Menschen sorgen in der unermesslichen Krise unermüdlich für die Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens. Sie suchen nicht das Rampenlicht. Wenigstens sehen wir sie jetzt. Ohne ihre vermeintlich niederen und de facto, sozial wie monetär, wenig anerkannten Arbeiten, gäbe es auch keine sogenannten höheren oder schönen Künste. Die verkannten „kleinen Leute“ sind ganz groß.
Zugleich gibt es auch große Charaktere in der Politik, die sich als aufrichtige Diener des Gemeinwohls beweisen. Carl Schmitts „Politische Theologie“ zitieren, fällt leicht: „Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet.“ Vor denjenigen, die genau das tun, und zwar mit Leidenschaft, Verantwortung und Augenmaß sowie mit der Kraft auch zur einsamen Entscheidung, ziehen wir den Hut!
An Sie alle denken wir, dankbar, froh, zuversichtlich. Und bringen uns ein – auch wenn unsere Akademie momentan geschlossen ist. Ohne Tagungsbetrieb, das ist neu. Wichtige Tagungen wurden abgesagt und das schmerzt uns. Auf unserer Homepage und in unserem Rotunde-Blog widmen wir uns dennoch den drängenden Themen unserer Zeit: Mobilität, Postwachstumsgesellschaft, Sozialpolitik, Medizin, Bonhoeffer, digitalem Lernen und Zusammenhalt, Gewalt und Recht.
Wir wünschen wir Ihnen allen: Bleiben Sie behütet! „Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ (Hölderlin). Möge ein lieber Gott – in der Passionszeit, der Zeit der Leidenschaft oder des Leidens, uns nahe sein. Er möge uns nah und fern das Nötige, Nützliche, Notwendige schenken.
Ihr
Dr. Jochen Wagner
Studienleiter für Theologie und Gesellschaft, Religion, Philosophie und Recht