Newsletter April 2023
Ich glaube, sich das vor Augen zu halten, tut immer gut. Aber gerade noch ein bisschen mehr, Sie wissen schon, ich muss die Liste nicht aufzählen. Doch ich denke an einen Menschen besonders, hoffe für ihn und wünsche gerade ihm Hoffnung.
Vor gut eineinhalb Jahren veranstaltete ich in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) eine Tagung unter dem Titel „Desinformation: Der Krieg im Inneren“ (zum Bericht). Die eröffnenden Worte sprach der Ukrainer Maksym Butkevych, Aktivist für Menschenrechte und Projektkoordinator der NGO „No Borders Project”.
Ich erinnere mich an seine Worte. Er begann seine Rede damit, dass seine Kommunikation seit mehreren Monaten von russischen Behörden überwacht werde. Und er bat all jene um Entschuldigung, die in der Zeit Kontakt mit ihm hatten und so ebenfalls in das Raster der Überwachung gefallen waren. Mir stellten sich damals die Nackenhaare auf. Da stand dieser Mensch, freundlich und engagiert, zwei Meter vor mir und war dieser für mich so ungreifbaren Bedrohung ausgesetzt. Es war September 2021. Fünf Monate später überfällt Russland die Ukraine. Maksym Butkevych meldet sich, wie so viele, um sein Land zu verteidigen.
Im Juni 2022, vier Monate nach Kriegsbeginn, gerät Maksym Butkevych in russische Kriegsgefangenschaft. Dort befindet er sich noch heute. Als Kriegsverbrecher und Neonazi verleugnet folgte Anfang März die Verurteilung durch ein russisches Gericht zu 13 Jahren Haft in Russland. Ein unabhängiger Rechtsbeistand wurde ihm nicht gewährt. Wir fordern: Free Maksym Butkevych.
Und nun steht Ostern vor der Tür. Das Fest, an dem Christinnen und Christen in aller Welt den Sieg des Lebens über den Tod feiern. Ich denke an Maksym. An die Ukraine. An all das Leid in dieser Welt. Und schließe mit den Worten der amerikanischen Dichterin Emily Elizabeth Dickinson (1830-1886):
Die Hoffnung ist das Federding,
das in der Seel´ sich birgt
und Weisen ohne Worte singt
und niemals müde wird.
und süßten klingt es in den Bö´n-
und schlimm der Sturm der kränkt
und Schaden bringt dem Vögelchen,
das soviel Wärme schenkt.
Ich hab´s auf fremd´ster See gehört
und auf der kält´sten Flur;
doch nie hat´s in Gefahr begehrt
von mir ein Körnchen nur.
Ihre
Alix Michell
Studienleiterin für Kunst, Kultur, Digitales und Bildung