Newsletter Juli 2021
Schon wünschen erste Urlaubsgrüße „enjoy, relax – cari saluti“. Ruckzuck wird munter gebucht, weil sich der Corona-Komplex spürbar entspannt. Eine zu frühe Lockerung? Bloß nicht unken, aber nur geimpft ins Ferienparadies, gell! Versprochen! Bleiben wir vorsichtig, geben wir dem Drang ins Normale, so wie früher, vor Corona halt, nostalgisch verklärt, nicht leichtsinnig nach. Gewiss, es wäre soooo schön, wenn die Nähe unter uns nimmer riskant oder wund wäre. „Summertime, and the livin‘ is easy“ swingt der Jazz. Ihm gleich das Gesangbuchslied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud / in dieser schönen Sommerzeit.“
Sigmund Freud hatte schon recht, unser Herz zeigt gen Süden: nach Arcadia, wo das Leben leicht, heiter, spielerisch ist. Mag es auch mal gewittern vor Tempera und Temperament. Es müssen freilich nicht gleich tausende Kilometer sein, da sei der ökologische Fußabdruck bedacht! Reisen, vom altdeutschen risan, bedeutet auch im kleinen Maßstab aufstehen wie auferstehen. Diesem Wunsch sei nun viel Erfüllung beschieden. Auch wir in der Akademie stehen in den Startlöchern. Wir freuen uns auf Präsenzbetrieb, auf Ferien im Schloss und auf mannigfache Tagungen: Das neue Jahresprogramm von September 2021 bis Juli 2022 ist eben gedruckt! Analog, digital, hybrid – vertraute wie neue Formate, aktuelle und existenzielle Themen, Euphorisches, Besinnliches, bleibend sinnlich das kleine Paradies zwischen Küche und Park (dessen Biodiversität wir gegenwärtig systematisch erfassen), See und Seele, je nach Kuss und Muse – denn alles hat seine Zeit.
Das Fernweh darf uns wieder ins Weite ziehen. Möge Ihnen und uns, nah wie fern, nichts zustoßen. Bis wir vor Heimweh wieder in den gewohnten Winkel wollen. Wie schrieb Adorno so wunderbar? „Dem Kinde, das aus den Ferien heimkommt, liegt die Wohnung neu, frisch, festlich da. Aber nichts hat darin sich geändert, seit es sie verließ. Nur dass die Pflicht vergessen ward… Nicht anders wird einmal die Welt, unverändert fast, im stetigen Licht ihres Feiertags erscheinen… und dem Heimkehrenden die Pflicht leicht ist wie das Spiel in den Ferien war“ (Minima Moralia, 144).
Von Herzen eine schöne Sommerzeit und bleiben Sie behütet.
Ihr
Pfarrer Dr. phil. Jochen Wagner
Studienleiter für Theologie und Gesellschaft, Religion, Philosophie und Recht