Newsletter November 2020
Diese Woche beispielsweise hätten wir uns gefreut, die belarusische Dichterin Volha Hapeyeva im Tutzinger Salon zu begrüßen. Ein anregender Abend wäre es sicher geworden. Volha Hapeyeva hätte aus ihren Gedichten gelesen, wir hätten über das Gehörte gesprochen, wohl Solidarität mit der belarusischen Opposition empfunden und bestärkt. Hätten dazu den Klängen von Bach gelauscht, gespielt von Jost-H. Hecker am Cello. Wichtig und brisant wäre er gewesen, der Abend, lief doch gerade erst das von der Opposition hinter Svetlana Tikhanovskaya gestellte Ultimatum an Alexander Lukaschenko aus und das Land stand im Generalstreik. Wäre, hätte, denn am Ende zwang uns die gegenwärtige Situation, kurzfristig abzusagen. Jetzt suchen wir einen neuen Termin, einen neuen Weg, ihn nachzuholen.
Ich denke nämlich auch: Eben diese Zeit ist eine, in welcher Orte wie unsere Akademie besonders wichtig werden. Diese Orte der Begegnung und des Austauschs, des voneinander und miteinander Lernens. Ob das nun analog oder digital stattfindet, ist zwar nicht ganz egal, aber irgendwie doch beinahe schon sekundär. In Zeiten der physischen Distanz, der politischen Unruhen, des internationalen Erstarkens repressiver Kräfte wird es wichtiger denn je, dass wir zusammenkommen, Gemeinschaft spüren und miteinander weiterdenken. Gern über das Virus und was es für uns bedeutet, sehr gern aber auch über mehr als Corona, so übermächtig und bisweilen auch existentiell bedrohlich sich die Pandemie darstellen mag. Mir scheint, beinahe so gefährlich wie eine Pandemie ist ein Pandemiediskurs, der alle anderen Diskurse überlagert. Corona wird nicht ewig dauern und in was für einer Gesellschaft wollen wir uns dann wiederfinden?
Ich lade Sie ein, in den kommenden Wochen die uns zur Verfügung stehenden digitalen Räume zu nutzen, einander zu begegnen und weiterzumachen, weiterzudenken, weiterzugestalten.
Ihre Alix Michell
Studienleiterin für Kunst, Kultur, Digitales und Bildung