Ökonomien des Krieges – Kulturen des Friedens

Ökonomien des Krieges – Kulturen des Friedens

16. - 18. Mai 2025

Inhalt

Ich hab‘ geträumt der Winter wär vorbei…      

Rio Reiser

 „... du warst hier und wir war‘n frei… und die Morgensonne schien. Alle Tür‘n war‘n offen, die Gefängnisse leer, es gab keine Waffen und keine Kriege mehr. Das war das Paradies. Der Traum ist aus!“,  sang Rio Reiser 1972.

 Heute stehen wir einmal mehr im Angesicht von Kriegen weltweit. Kriege, die Menschen töten. Jeder Mensch war mal ein Kind. „Auch auf der anderen Seite der Grenze gibt es Mütter“, schreibt die israelische Dramaturgin Maya Arad Yasur. Krieg verwundet auch die Seelen, bis hin zu „Kriegskindern“ und „Kriegsenkeln“.  „Nie wieder Krieg“, sagte meine Großmutter vor jeder Bundestagswahl. „Wandel durch Annäherung“, sagte der SPD-Politiker Egon Bahr 1963 in Tutzing. Aus der Generation der beiden leben heute nicht mehr viele.

Einer der Verbliebenen ist Jürgen Habermas. Auch der Westen habe, so der Philosoph, eine moralische Mitverantwortung für die täglichen Opfer des Krieges und daher die Pflicht, hartnäckig alle Chancen für friedliche Lösungen auszuloten. Andere Akteur:innen, die heute für Pazifismus eintreten, werden oft belächelt oder gar angefeindet. Doch die Ursachen für Kriege entstehen schon lange vorher, und genauso muss pazifistische Politik schon lange vor einem eventuellen Krieg praktiziert werden.

Bei den Debatten um Krieg und Frieden wurde eine Dimension in ihrer Vielfalt bislang noch zu wenig analysiert: die Ökonomie. Ökonomische Zusammenhänge wirken strukturell, auf allen Seiten, an allen Fronten.

Daher fragen wir im ersten Teil der Tagung: Wie hängt Krieg mit pervertierten Formen von Politik und Ökonomie zusammen? Begünstigt Ungleichheit totalitäre Systeme? Kann Handel Frieden schaffen oder bedingt kapitalistische Rivalität Zerstörung? Wie beeinflussen sich Krisenkapitalismus, neokonservatives Hegemoniedenken, Schockstrategien und oligarchische Tendenzen gegenseitig? Krieg den Hütten, Frieden den Palästen? Welche Rolle spielen der militärisch-industrielle Komplex und geostrategische Begehrlichkeiten?

Im zweiten Teil diskutieren wir, wie Gesellschaften aussehen können, die Frieden vorbereiten und nähren. Was sind – auch psychologische – Wege hin zu Kulturen des Friedens? Was ist die Perspektive von Menschen im Globalen Süden? Könnten ressourcenhungrige Ökonomien zu Friedensprojekten werden, wenn statt auf materielles Wachstum auf Verteilungsgerechtigkeit, demokratische Teilhabe und Zeitwohlstand gesetzt würde?

„Der Traum ist aus!“, singt Rio Reiser weiter. „Der Traum ist… aus. Aber ich werde alles geben, dass er Wirklichkeit wird. / Wir haben nichts zu verlieren außer unserer Angst, es ist unsere Zukunft, unser Land. / Gib mir deine Liebe, gib mir deine Hand.“

Wer sehnt sich nicht nach Frieden? Wir laden Sie und Euch herzlich ein, zusammen am See zu diskutieren – in gemeinsamer Trauer um erlittenes Leid auf allen Seiten und in Dankbarkeit für jedes Gramm erkämpfter Menschlichkeit. Und dabei zu erinnern, dass die Menschheit schon oft einen Weg gefunden hat.

 

Katharina Hirschbrunn, Studienleitung, Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. Richard Sturn, Graz Schumpeter Centre, Universität Graz

Tagungs-Programm

Freitag, 16. Mai 2025
Anreise ab16:00 Uhr
18.00 UhrBeginn der Tagung mit dem Abendessen
19.00 UhrBegrüßung & Einführung Katharina Hirschbrunn
und
Prof. Dr. Richard Sturn
19.30 UhrKriege, Ursachen und Auswirkungen: Konfliktive Wahrnehmungen aus dekolonialer Perspektive Dr. Boniface Mabanza Bambu
20.30 UhrWarum können Einzelne sich so viel leichter versöhnen als Kollektive? Dr. phil. Dipl. Psych. Wolfgang Schmidbauer
21.30 UhrBegegnungen und Gespräche am See und in den Salons des Schlosses
Anreise ab16:00 Uhr
18.00 Uhr
Beginn der Tagung mit dem Abendessen
19.00 Uhr
Begrüßung & Einführung Katharina Hirschbrunn
und
Prof. Dr. Richard Sturn
19.30 Uhr
Kriege, Ursachen und Auswirkungen: Konfliktive Wahrnehmungen aus dekolonialer Perspektive Dr. Boniface Mabanza Bambu
20.30 Uhr
Warum können Einzelne sich so viel leichter versöhnen als Kollektive? Dr. phil. Dipl. Psych. Wolfgang Schmidbauer
21.30 Uhr
Begegnungen und Gespräche am See und in den Salons des Schlosses
Samstag, 17. Mai 2025
07.45 UhrMeditativer Impuls am See
Katharina Hirschbrunn
08.00 UhrFrühstück
09.00 UhrKlima, Krise, Krieg – Energiepolitik als Sicherheitspolitik und die Folgen des fossilen Extraktivismus in den Herkunftsländern Dr. Susanne Götze
10.00 UhrKaffeepause
10.30 UhrDer militärisch-industrielle Komplex in den USA – im Kalten Krieg und in neuester Zeit Prof. Dr. Dorothea Schmidt
11.30 UhrDie Rückkehr des Imperialismus? Wie sich die Kriege der Gegenwart erklären lassen - und was wir ihnen entgegensetzen könnenDr. Raul Zelik
12.30 UhrMittagessen
14.00 UhrVorstellung der Workshops
14.15 UhrWorkshops
1. Indigener Selbstschutz im Cauca/Kolumbien im Kontext von Gewalt und Drogenwirtschaft Eliseth Peña
2. Care, (Re-)Produktion und Frieden: Vorsorgendes Wirtschaften als friedliche Ökonomie Prof. em. Dr. Adelheid Biesecker
3. Kann „Ethischer Welthandel“ Frieden stiften? / Der Weg zum ewigen Frieden: Welche konkreten Schritte könnten die nächsten sein? Mag. Christian Felber
4. Konflikte als Tor zur Fried-Fertigkeit Vivian Dittmar
15.30 UhrKaffeepause
16.00 UhrZweite Workshop-Runde
17.30 UhrIm Plenum: Einbringen der Eindrücke aus den Workshops
18.00 UhrAbendessen
19.30 UhrArbeiter:innenbewegungen zwischen Krieg und Frieden – 1918/19 und heute (angefragt)
Dr. Joachim Käppner
20.30 UhrBegegnungen und Gespräche im Park und in den Salons des Schlosses
07.45 Uhr
Meditativer Impuls am See
Katharina Hirschbrunn
08.00 Uhr
Frühstück
09.00 Uhr
Klima, Krise, Krieg – Energiepolitik als Sicherheitspolitik und die Folgen des fossilen Extraktivismus in den Herkunftsländern Dr. Susanne Götze
10.00 Uhr
Kaffeepause
10.30 Uhr
Der militärisch-industrielle Komplex in den USA – im Kalten Krieg und in neuester Zeit Prof. Dr. Dorothea Schmidt
11.30 Uhr
Die Rückkehr des Imperialismus? Wie sich die Kriege der Gegenwart erklären lassen - und was wir ihnen entgegensetzen könnenDr. Raul Zelik
12.30 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
Vorstellung der Workshops
14.15 Uhr
Workshops
1. Indigener Selbstschutz im Cauca/Kolumbien im Kontext von Gewalt und Drogenwirtschaft Eliseth Peña
2. Care, (Re-)Produktion und Frieden: Vorsorgendes Wirtschaften als friedliche Ökonomie Prof. em. Dr. Adelheid Biesecker
3. Kann „Ethischer Welthandel“ Frieden stiften? / Der Weg zum ewigen Frieden: Welche konkreten Schritte könnten die nächsten sein? Mag. Christian Felber
4. Konflikte als Tor zur Fried-Fertigkeit Vivian Dittmar
15.30 Uhr
Kaffeepause
16.00 Uhr
Zweite Workshop-Runde
17.30 Uhr
Im Plenum: Einbringen der Eindrücke aus den Workshops
18.00 Uhr
Abendessen
19.30 Uhr
Arbeiter:innenbewegungen zwischen Krieg und Frieden – 1918/19 und heute (angefragt)
Dr. Joachim Käppner
20.30 Uhr
Begegnungen und Gespräche im Park und in den Salons des Schlosses
Sonntag, 18. Mai 2025
07.45 Uhr„Gegen alle Hoffnung neue Hoffnung schöpfen“ (Dorothee Sölle) Andacht am See
08.00 UhrFrühstück
09.00 UhrKrieg, Frieden und sozial-ökologische Transformation in einer multipolaren Welt Prof. Dr. Richard Sturn
09.30 UhrBewegungsgeschichte: Frieden und Gerechtigkeit durch Friedfertigkeit? (angefragt)
Prof. Dr. Philipp Gassert
10.30 UhrPause
10.45 UhrEmotionen, Konflikte und Fried-Fertigkeit Vivian Dittmar
12.30 UhrEnde der Tagung mit dem Mittagessen
07.45 Uhr
„Gegen alle Hoffnung neue Hoffnung schöpfen“ (Dorothee Sölle) Andacht am See
08.00 Uhr
Frühstück
09.00 Uhr
Krieg, Frieden und sozial-ökologische Transformation in einer multipolaren Welt Prof. Dr. Richard Sturn
09.30 Uhr
Bewegungsgeschichte: Frieden und Gerechtigkeit durch Friedfertigkeit? (angefragt)
Prof. Dr. Philipp Gassert
10.30 Uhr
Pause
10.45 Uhr
Emotionen, Konflikte und Fried-Fertigkeit Vivian Dittmar
12.30 Uhr
Ende der Tagung mit dem Mittagessen

Referierende

Referierende:

Prof. Dr. Adelheid Biesecker, em. Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bremen, Netzwerk „Vorsorgendes Wirtschaften“ sowie Vereinigung für Ökologische Ökonomie (VÖÖ), ehem. Sachverständigenausschuss „Modellprojekte Nachhaltigen Wirtschaftens“, Bremen

Christian Felber, Buchautor, zeitgenössischer Tänzer, Hochschullehrer, Initiator der „Gemeinwohl-Ökonomie“ und der „Genossenschaft für Gemeinwohl“, Wien

Dr. Boniface Mabanza Bambu, Literaturwissenschaftler, Philosoph und Theologe; Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA) / Werkstatt Ökonomie, Heidelberg

Vivian Dittmar, Gründerin der „Be the Change“-Stiftung und Impulsgeberin für ganzheitlichen kulturellen Wandel, Projekte in Israel und Ukraine, Publikationen: „Der emotionale Rucksack“, „beziehungsweise“ und „Das innere Navi“, München

Prof. Dr. Philipp Gassert, Lehrstuhl für Zeitgeschichte am Historischen Institut der Universität Mannheim, Forschung zur transatlantischen Geschichte, Publikation: „Bewegte Gesellschaft: Deutsche Protestgeschichte seit 1945“ uvm., Mannheim (angefragt)

Dr. Susanne Götze, Journalistin und Autorin, Redakteurin Wissenschafts-Ressort Der Spiegel, Publikationen: „Klima außer Kontrolle: Fluten, Stürme, Hitze – Wie sich Deutschland schützen muss“ und "Die Milliardenlobby. Wer uns von Öl und Gas abhängig macht", Berlin

Dr. Joachim Käppner, Historiker, SZ-Redakteur mit Schwerpunkt Sicherheit, 2002 stellv. Leiter Innenpolitik, Publikationen u.a. über die verkannten deutschen Freiheitsbewegungen, München

Eliseth Peña, indigene Nasa aus dem Cauca (Region im Süden Kolumbiens), Journalistin, Archivarin, Forscherin und Dokumentarfilmerin zur Geschichte und den Kämpfen der indigenen Gemeinden des Cauca, Hamburg

Dr. Wolfgang Schmidbauer, Psychoanalytiker und Autor u.a. von Sachbüchern, Kolumnen und Beiträgen in Fach- und Publikumszeitschriften; Mitbegründer der Münchner Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse, München

Prof. Dr. Dorothea Schmidt, emeritierte Professorin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin, Redaktionsmitglied von PROKLA (Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft), Berlin

Prof. Dr. Richard Sturn, Leiter Institut für Finanzwissenschaft und
Öffentliche Wirtschaft und Graz Schumpeter Centre, Universität Graz

Dr. Raul Zelik, Schriftsteller, Journalist, ehem. Professor für Politikwissenschaften an der Nationaluniversität Kolumbiens, Publikationen u.a. erschienen bei Edition Suhrkamp, Hörfunk-Features für WDR und Deutschlandfunk, Berlin

 

 

Preise & Informationen

VERANSTALTUNGSLEITUNG
Katharina Hirschbrunn, Evangelische Akademie Tutzing

ORGANISATION & INFORMATION
Rita Niedermaier, E-Mail: niedermaier@ev-akademie-tutzing.de;
Tel. 08158 251-128. Ihre Anfragen zu der Veranstaltung erreichen uns in der Zeit
von Montag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr.

Anmeldung
Ihre Anmeldung erbitten wir über das Online-Formular auf unserer Homepage. Sie wird von uns bestätigt, ist verbindlich und Voraussetzung
für die Teilnahme. Anmeldeschluss ist der 2. Mai 2025.

Abmeldung
Sollten Sie an der Teilnahme verhindert sein, bitten wir bis spätestens 9. Mai 2025. um entsprechende schriftliche Benachrichtigung. Unsere Stornobedingungen entnehmen Sie unserer Homepage.

Preise pro Person für die gesamte Veranstaltungsdauer (in Euro):

Vortragsgebühr 50.–
(zzgl. Kaffee/Tee/Kuchen auch bei Teilnahme ohne Verpflegung)

Vollpension
– im Einzelzimmer 203.–
– im Zweibettzimmer 159.–
– im Zweibettzimmer als EZ 227.–

Kurzzeitzuschlag für eine Übernachtung 10.–
Verpflegung (ohne Übernachtung/Frühstück) 66.–

Wir bitten um Begleichung bei Anreise durch Barzahlung oder EC-Karte. Bestellte und nicht in Anspruch genommene Einzelleistungen können nicht
rückvergütet werden.

Die Tagung wird zu einem erheblichen Teil aus Kirchensteuermitteln finanziert.

Preisnachlass
Auszubildende, Schüler:innen, Student:innen (bis zum 30. Lebensjahr) und Arbeitsuchende erhalten eine Ermäßigung von 50 Prozent. Journalist:innen wird der Teilnahmebeitrag erlassen, wenn ein aktueller Presseausweis einer ausstellungsberechtigten Organisation zusammen mit dem Auftrag zur Berichterstattung vorliegt. Eine Kopie Ihres Ausweises schicken Sie uns bitte mit Ihrer Anmeldung zu.

Stipendien
Der Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing fördert junge Menschen mit wenig Geld durch Bildungsstipendien, die eine kostenlose Teilnahme ermöglichen. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei der zuständigen Studienleitung.

Verpflegung
Unsere Küche bietet Ihnen gegen 10.– € Aufpreis pro Person & Veranstaltung bei veganer Ernährung, Unverträglichkeiten oder Allergien ein darauf abgestimmtes Essen an. Bitte teilen Sie uns dies verbindlich mit Ihrer Anmeldung mit.

Weitere Informationen zu
Schlosseuro / Datenschutz / AGB / E-Mobilität und Anreise finden Sie unter dem Titel der Tagung auf unserer Homepage: www.ev-akademie-tutzing.de

Bildnachweis: © Mural en Oventic von Darío Ribelo, flickr.com, CC BY-NC-SA 2.0
Veranstaltungsnummer: 0492025

Ort & Anreise

Evangelische Akademie Tutzing / Schlossstraße 2+4 / 82327 Tutzing

Die Akademie verfügt nur über eine begrenzte Anzahl von Parkplätzen. Wir empfehlen die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Hier finden Sie Informationen zu den aktuellen Umbaumaßnahmen im Ort.
 
MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN
Ab München Hbf: S-Bahn S6 (Tiefgeschoss) bis Endstation Tutzing oder Regionalbahn in Richtung Garmisch
bzw. Kochel. Fußweg vom Bahnhof zur Akademie: ca. 10 Minuten – Bahnhofstraße, Hallberger Allee, Hauptstraße, Schlossstraße.
 
Tagungsgäste, die zur Anreise öffentliche Verkehrsmittel benutzen und dieses durch Vorlage ihres Fahrscheins (Mindestbetrag: 60.– €) an der Rezeption nachweisen können, erhalten auf den vollen (nicht ermäßigten) Tagungsbeitrag einen Preisnachlass.
Bitte beachten Sie abweichende Regelungen bei einzelnen Sonderveranstaltungen, z.B. Tagungen im Jungen Forum, Tages- und Abendveranstaltungen oder Konzerte!
 
MIT  DEM PKW
Mit dem Auto fahren Sie von München auf der A95 in Richtung Garmisch bis zur Abzweigung Starnberg,
von Starnberg auf der B2 bis Traubing, danach Abzweigung links nach Tutzing. Im Ort wird die Hauptstraße bis Ende 2023 umgebaut, was mit Beeinträchtigungen im Straßenverkehr verbunden ist.

E-MOBILITÄT
Die E-Ladesäulen der Akademie befinden sich auf dem Parkplatz P2.
Die Karten dafür erhalten Sie an der Rezeption.