„WIR SIND DAS VOLK!“
Friedliche Revolution, demokratischer Neuanfang in der DDR, Wiedervereinigung Deutschlands – die umwälzenden Ereignisse sind längst Geschichte. Die Erinnerungen an sie verblassen, sind doch inzwischen neue Generationen ins öffentliche Leben getreten, bestimmen doch ganz neue und drängende Probleme die Tagesordnung der Gegenwart. Die Ereignisse von damals sind Gegenstand ernsthafter Geschichtsschreibung geworden, aber auch von Legenden- und Mythenbildung. Die Zeitzeugen werden leiser und sie stören die Historiker ein wenig mit ihren störrischen und natürlich höchst subjektiven Erinnerungen bei ihrer Arbeit, so dass immer mal wieder Streit aufflackert über die Deutung der Herbstrevolution. Die Erinnerungen aber bleiben wichtig und bewahrenswert, selbst wenn Streit auch künftig unvermeidbar bleiben wird. Genau deshalb machen wir sie zum Thema unserer Herbsttagung.
Das Jubiläumsdatum gibt Anlass, eine (Zwischen-)Bilanz zu ziehen: Was waren vor 30 Jahren die Gründe, Motive, Hoffnungen (vielleicht auch Illusionen) und die Konzepte der „Herbstrevolutionäre“? Was sind die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zu den revolutionären Aufbrüchen bei unseren östlichen Nachbarn? Was ist gelungen, woran haben wir im Prozess der Deutschen Vereinigung weiterzuarbeiten? Wie berechtigt und verständlich sind zuletzt lauter gewordene Enttäuschungen und Vorwürfe (an „die da oben“, an „den Westen“)? Befördern sie Selbstbewusstsein und Selbstverantwortung oder lähmen sie nicht vielmehr? Wer darf sich eigentlich auf die Losung „Wir sind das Volk!“ berufen? Wie können die Ostdeutschen das rechte Maß finden zwischen notwendiger Kritik an Entwicklungen der vergangenen drei Jahrzehnte und dem selbstbewussten Blick auf das Erreichte und die eigenen historischen Leistungen von 1989 und bis heute?
Die Stimmung im Osten Deutschlands ist zwiespältig: Schuldzuweisungen und Kolonialisierungsvorwürfe an den Westen, negative Selbstwahrnehmung und Unzufriedenheit mit der Demokratie einerseits und andererseits Stolz auf das Gelungene, positive Wahrnehmung der bewältigten Transformation und Engagement für die gemeinsame Demokratie. Und bei nicht wenigen wirkt immer noch das historische Glück von damals nach. Viel Stoff, viele Fragen fürs Gespräch miteinander!
Wir laden Sie herzlich ein in die Evangelische Akademie Tutzing!
Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing
Dr. Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident a.D., Leiter des Politischen Clubs der Evangelischen Akademie Tutzing
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