DEUTSCHLAND EINWANDERUNGSLAND
So viel Ratlosigkeit und Streit, wie angesichts der jüngsten Flüchtlingsbewegung, war selten in Europa. Die „Flüchtlingskrise“ prägte nicht nur die politische Tagesordnung der vergangenen beiden Jahre, sondern auch die gesellschaftliche Stimmung, verwandelte gar die politische Landschaft. Deutschland ist – endgültig – zu einem Einwanderungsland geworden. Es wird dauerhaft pluralistischer, ethnisch, religiös und kulturell vielfältiger. Diese neue Vielfalt gilt es nun zu integrieren. Aber was heißt eigentlich Integration?
So viel Ratlosigkeit und Streit, wie angesichts der jüngsten Flüchtlingsbewegung, war selten in Europa. Die „Flüchtlingskrise“ prägte nicht nur die politische Tagesordnung der vergangenen beiden Jahre, sondern auch die gesellschaftliche Stimmung, verwandelte gar die politische Landschaft. Deutschland ist – endgültig – zu einem Einwanderungsland geworden. Es wird dauerhaft pluralistischer, ethnisch, religiös und kulturell vielfältiger. Diese neue Vielfalt gilt es nun zu integrieren. Aber was heißt eigentlich Integration?
Integration ist ein Prozess der Eingliederung einer Vielheit in ein Ganzes, also zu einer gesellschaftlichen und kulturellen Einheit. Doch wo hinein sollen die zu uns Kommenden integriert werden? Wer sind Wir? Wozu laden wir ein? Integration ist auch ein Prozess der sukzessiven Gleichstellung in Rechten, Pflichten und nicht zuletzt auch Chancen zur Teilhabe an den öffentlichen Gütern, also an Bildung, Arbeit, sozialer Sicherheit, Demokratie und Wohlstand. Dieser Prozess ist nicht nur politischer, ökonomischer, finanzieller und sozialer Art, sondern ganz wesentlich auch kultureller Natur. Denn auch die deutsche Gesellschaft verändert sich durch die Migration, im Positiven wie im Problematischen. Zukunftsunsicherheit, Abstiegs- und Entheimatungsängste nehmen in breiten Bevölkerungsschichten zu und erzeugen Ressentiments. Eine besorgniserregende Entwicklung – für zu uns Kommende wie Einheimische!
Integration ist also eine der großen Aufgaben unserer Zeit. Keine einfache Aufgabe und dennoch unausweichlich, denn nur offene, sich verändernde Gesellschaften sind produktiv und haben eine Zukunft. Doch welche grundlegenden Gemeinsamkeiten sind für eine offene Gesellschaft unerlässlich, damit Vielfalt friedlich gelebt werden kann? Wieviel Anpassung gehört dazu? Und was ist aus den Erfahrungen der „Gastarbeiter“-Geschichte und dem Blick auf andere Länder zu lernen? Was erscheint heute politisch, kulturell und gesellschaftlich notwendig? Alles Fragen, die sich angesichts der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts neu stellen. Die Antworten darauf müssen zweierlei widerspiegeln: Die zu uns Gekommenen müssen eine reale Chance bekommen, hier heimisch zu werden; gleichzeitig darf Deutschland den Einheimischen nicht fremd werden. Also eine doppelte Aufgabe, die nur gemeinsam zu bewältigen sein wird. Diskutieren Sie mit uns!
Wir laden Sie herzlich ein in die Evangelische Akademie Tutzing.
Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing
Dr. Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident a.D., Leiter des Politischen Clubs der Evangelischen Akademie Tutzing