RESHAPING ECONOMICS
Die Wirtschaftswissenschaft kam spätestens seit der Finanzkrise 2008 vermehrt in den Fokus einer kritischen Öffentlichkeit. Kritisiert wurde nicht nur der Inhalt wirtschaftlicher Theorien, sondern auch deren Wirkungsweise auf die Gesellschaft selbst. Hat die Ökonomik die Krise also etwa nicht nur nicht vorausgesehen sondern selbst zur ihrer Entstehung beigetragen?
Dies führt zur grundlegenden Frage nach der Beziehung zwischen (Wirtschafts-)Wissenschaft und Realität. Die Vorstellung einer objektiven Wissenschaft, die ihren Erkenntnisbereich realitätsgetreu abbildet wird zunehmend hinterfragt. Wie ist umzugehen mit der These, dass Wirtschaftswissenschaft einen gestaltenden Einfluss auf Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hat?
Eine zentrale Rolle spielen dabei Wirtschaftslehrbücher, deren Ziel es laut Greg Mankiw, einem der wichtigsten Lehrbuchautoren der Gegenwart, ist, die Wahrnehmungsfähigkeit von Studierenden zu verändern. Was bedeutet es, wenn Studierende lernen sollen, wirtschaftliche Phänomene auf neue Weise zu betrachten? Wie werden Studierende dadurch beeinflusst?
Immer wieder wird heute auch kritisiert, die volkswirtschaftliche Lehre sei monolithisch – ein Wettstreit verschiedener Theorien fände kaum mehr statt, und der neoklassische „Mainstream“ würde im Unterricht oft mit dem Wahrheitsanspruch einer Naturwissenschaft auft reten. Ist diese Kritik berechtigt? Und was bedeutet das für die Politikberatung durch
Ökonominnen?
Wir laden Sie herzlich in die Evangelische Akademie Tutzing ein, um mit den VertreterInnen verschiedener Richtungen den Status und Einfluss von Forschung und Lehre zu analysieren. Darüber hinaus fragen wir, was etwa vom neueren Ansatz der Verhaltensökonomie zu halten ist, deren VertreterInnen teils durch das Instrument von „Nudging“ das Verhalten von KonsumentInnen verändern wollen. Wir sprechen über die gesellschaftliche Verantwortung der Wirtschaftswissenschaft en und diskutieren plurale Ansätze für Forschung und Lehre.
Elsa Egerer, Netzwerk Plurale Ökonomik
Prof. Dr. Silja Graupe, Cusanus Hochschule
Katharina Hirschbrunn, Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. Walter Otto Ötsch, Cusanus Hochschule