Zwischen Spritz und Lebensart
Für die Eingeweihten ist es „Der Bierbichler“, für die Allgemeinheit heißt das Lokal, dessen Geschäfte Cordula Smolka führt, „Gasthaus zum Fischmeister“ in Ambach/Münsing. Der Ort gilt als Treffpunkt für Insider, Intellektuelle und die Münchner Schickeria. Dr. Jochen Wagner sprach mit Cordula Smolka über das Gasthaus als Heimat und Wirtshaus-Wirtschaften in Zeiten von Corona.
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Mitte Mai durften in Bayern die Biergärten wieder öffnen – fester Bestandteil bayerischer Identität und Lebensart. Wie sich das angefühlt hat, darüber hat sich Studienleiter Dr. Jochen Wagner mit der Geschäftsführerin des Ambacher Restaurants „Zum Fischmeister“ am Starnberger See unterhalten.
Für Cordula Smolka war es eine „zauberhafte Atmosphäre“, als es wieder losging. „Richtig schön“ sei es gewesen, die Freude der Menschen zu beobachten, das Lokal betreten zu dürfen. Während des Lockdowns habe sie nur am offenen Fenster verkaufen können. Ertragreich sei das zwar nicht gewesen, dafür aber wichtig, eine „Wir sind noch da“-Botschaft auszusenden.
Das Gefühl des Zusammenhalts sei für sie in dieser Zeit deutlich spürbar gewesen. Mit Dankbarkeit erzählt sie von der Unterstützung, die das Restaurant von manchem Gast oder befreundeten Künstler erhalten habe, als es komplett geschlossen war.
Seit 30 Jahren arbeitet Cordula Smolka mittlerweile in Ambach – und das, obwohl sie ursprünglich zum Film wollte. „Ich bin im Lokal hängengeblieben, einfach weil ich es bei uns so wahnsinnig schön finde.“ Außerdem habe sie damals „den Achternbusch“ getroffen, der wie sie aus Niederbayern kam. Bei einigen seiner Filme durfte sie hinter der Kamera mit dabei sein. Der Schriftsteller, Regisseur und Maler Herbert Achternbusch wohnte früher gemeinsam mit dem Schauspieler und Schriftsteller Josef „Sepp“ Bierbichler im „Fischmeister“. Heute gehört das Anwesen in der Seeuferstrasse Sepp Bierbichler, den man hier auch oft bei einem Bier sitzen und Zeitung lesen sieht.
Das Gasthaus – eine Heimat für alle? „Wenn die Leute gut essen und trinken, sind sie nachher offener, sympathischer und besser aufgelegt“, erzählt Cordula Smolka. Was ihr am besten gefällt: wenn nach dem Essen interessante Gespräche geführt werden. Sie denkt sich dann: „Schau, das war einfach, weil es so gut war.“
Bei aller Romantik – dass es harte Arbeit ist, heute eine Gastwirtschaft zu betreiben, das weiß auch Cordula Smolka. Der Verwaltungsaufwand sei „irrsinnig“ berichtet sie. Eine große Herausforderung sei es außerdem, Personal, vor allem Köche, zu finden. Corona habe das Problem verschärft. Ihr Personal arbeite im Niedriglohnsektor, sollte dieser Lohn noch niedriger werden, gehe es bei vielen „an die Existenzgrenze“.
Dorothea Grass
Das vollständige Interview mit Cordula Smolka ist auf dem YouTube-Kanal der Evangelischen Akademie Tutzing (#EATutzing) abrufbar.
Bild: Cordula Smolka und Jochen Wagner im „RotundeTalk“ (Foto: ma/eat archiv)