Zum Tod von Jutta Limbach
Die frühere Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts und Leiterin des Goethe-Instituts, Jutta Limbach, starb am Samstag, den 10. September 2016 im Alter von 82 Jahren in Berlin. Limbach war von 1989 bis 1994 Justizsenatorin in Berlin, danach bis 2002 Verfassungsgerichtspräsidentin und schließlich bis 2008 Präsidentin des Goethe-Instituts.
Der Arbeit der Evangelischen Akademie Tutzing hat sich die Juristin immer sehr verbunden gefühlt. Bereits am 4. Juli 1997 nahm Jutta Limbach als Referentin an der Denkwerkstatt zum 50-jährigen Jubiläum der Akademie teil. Im März 1999 hielt sie die Kanzelrede in der Erlöserkirche München-Schwabing. In ihrem viel beachteten Vortrag gab sie den Kirchenbesuchern zu verstehen: „In einem pluralistischen Staat der Glaubens- und Weltanschauungsfreiheit kann es eine Verpflichtung auf das Christentum oder auf einen personalen Gott nicht geben.“ Der Kirche komme vielmehr die besonders schwierige Aufgabe zu, Nächstenliebe und Gemeinwohl zu stärken, so die damalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts. Im Sommer 2003 kam es zu einer sehr schönen Begegnung auf dem Campus der Evangelischen Akademie Tutzing: Jutta Limbach (SPD) stellte der Öffentlichkeit das neue Buch „Was würde Jesus heute sagen?“ von Heiner Geißler (CDU) vor. In ihrer pointenreichen Rede würdigte sie Geißler als „leidenschaftlichen Christen, streitbaren Intellektuellen und langjährigen Politiker“. Diese Verbindung komme nicht häufig vor, da es „Intellektuelle selten lange in der Politik aushalten“, so Limbach damals. Das Publikum zollte ihr großen Beifall.
In den Folgejahren nahm Professorin Limbach immer wieder einmal an Akademietagungen teil, etwa „Für Demokratie bürgen“ (2001) oder „Tolerante Protestanten“ (2013), und brillierte mit launigen Kommentaren, spitzfindigen Einlassungen oder auch humorvollen Beiträgen, die sie mit einem lächelnden Augenzwinkern im Sinne von „merkt euch das“ zu beenden wusste.
Vor etwa einem Jahr, im September 2015, stattete sie der Akademie letztmalig einen Besuch ab. Auf der Tagung „Raubkunst – Kunstwerke im langen Schatten der Vergangenheit“ wusste sie die Gäste mit ihrem abendlichen Vortrag über die Restitution von Raubkunst zu begeistern. Als Leiterin der Beratenden Kommission der Bundesregierung in Raubkunstfragen und vertraut mit dem „Fall Gurlitt“ machte Jutta Limbach deutlich, dass die Kommission in Restitutionsfragen jeweils nur „auf moralischer Reflexion beruhende Empfehlungen“ geben könnte. Die Kommissionsmitglieder ließen sich dabei von den 1998 in Washington beschlossenen Prinzipien zur Suche nach „fairen und gerechten Lösungen“ leiten.
Mit dem Tod von Professorin Dr. Jutta Limbach verliert die Denkwerkstatt am Starnberger See eine engagierte Wegbegleiterin, die mit ihren Vorträgen und Kommentaren die Akademiearbeit in vielfältiger Weise inspiriert hatte.
Axel Schwanebeck
2003 im Schlosspark: Jutta Limbach stellt das neue Buch “Was würde Jesus heute sagen?” von Heiner Geißler der Öffentlichkeit vor.
(Foto: Schwanebeck)