Zum Tod von Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Roman Herzog
„Wir brauchen den Dialog zwischen den Kulturen. Wir brauchen ihn, wenn wir das friedliche Miteinander wollen und eben keinen ‚Kampf der Kulturen‘. Mit friedlichem Miteinander meine ich das Mehrfamilienhaus in Deutschland, wo Familien unterschiedlicher Kultur und Religion wohnen, ebenso wie die friedliche Begegnung von Staaten mit unterschiedlichen kulturellen Fundamenten. Wir können gar nicht anders, als uns mit anderen Kulturen auseinanderzusetzen.“ (Roman Herzog in seiner Dankesrede anlässlich der Verleihung des Toleranz-Preises im Jahr 2000).
Der frühere Bundespräsident Roman Herzog starb am Dienstag, den 10. Januar 2017, im Alter von 82 Jahren nach langer, schwerer Krankheit. Als Roman Herzog 1994 sein Amt als Bundespräsident antrat, tat er dies mit dem Anspruch, ein politischer Präsident sein zu wollen, der sich zu grundlegenden gesellschaftlichen Problemen äußern wollte. Zwei Dinge waren ihm besonders wichtig. Zum einen der Reformstau in Deutschland, den er abzubauen gedachte. Besonders in Erinnerung blieb seine Rede von 1997 mit dem zentralen Satz: „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen.“ Zum anderen war es ihm ein großes Anliegen, den Dialog zwischen den Kulturen zu befördern. Hier lag ein zweiter Schwerpunkt seiner Arbeit.
Im Rahmen seiner Präsidentschaft trat Bundespräsident Roman Herzog in international viel beachteten Reden und Projekten für die Unverzichtbarkeit eines interkulturellen und interreligiösen Dialogs ein. Dank seiner Initiative gelang es, gemeinsam mit anderen Staatsoberhäuptern aus westlichen und islamischen Ländern, die Schirmherrschaft über Forschungsarbeiten zum Dialog der Kulturen zu übernehmen. Die Akademie würdigte dieses Engagement des Staatsoberhauptes am 14. Mai 2000 mit der Vergabe ihres Toleranz-Preises, der dem Gedanken dient, “mit Toleranz der anderen Kultur, Religion oder Weltanschauung zu begegnen, um dadurch politischen, kulturellen und religiösen Fundamentalismen entgegenzuwirken und ein internationales Klima für Vertrauen zu schaffen.”
Prinz Hassan von Jordanien würdigte Herzog in seiner Laudatio als einen “Mann von Respekt”, dessen Beiträge auf akademischem Gebiet und in religiösen Fragen für Deutschland einzigartig seien.
In seiner Dankesrede bezeichnete Herzog gegenseitige Toleranz als eine Frage der Würde des Menschen. Die Toleranz zwischen Weltanschauungen und Religionen sei „Voraussetzung und Instrument einer menschenwürdigen Weltpolitik“.
Die Evangelische Akademie Tutzing, ihr Direktor und alle Mitarbeitenden, werden Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Roman Herzog stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Foto: Bundespräsident Roman Herzog im Musiksaal der Evangelischen Akademie Tutzing (c) Schwanebeck
Bei der Verleihung des Toleranzpreises in der ersten Reihe: Seine Königliche Hohheit Prinz Hassan von Jordanien (li.) und Bundespräseident Prof. Dr. Roman Herzog.
Foto: Schwanebeck