Zu höchstem journalistischem Standard verpflichtet Gastkolumne von BR-Intendant Ulrich Wilhelm
Eine zunehmende Fragmentierung der Gesellschaft gefährdet die Demokratie. Diese Auffassung vertritt Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks und Vorsitzender der ARD, in einer Gastkolumne in dem am Mittwoch (30. Mai) erscheinenden Newsletter der Evangelischen Akademie Tutzing. „Eine Gesellschaft kann ihren Zusammenhalt nur wahren, wenn es eine integrierte Gesamtöffentlichkeit gibt und jeder den gleichen, barrierefreien Zugang zu Informationen hat“, schreibt Wilhelm in dem vorab veröffentlichten Beitrag. Journalisten hätten früher für das Publikum die Funktion der „Schleusenwärter“ (Gatekeeper-Modell) gehabt. Im digitalen Zeitalter existiere dieses publizistische Monopol nicht mehr. Im Internet könne jeder zum Sender werden und das veröffentlichen, was er gerade für interessant halte. Für die Nutzer habe dies auch Vorteile. „Gleichzeitig prägen in ungezählten Publikationen auch Pöbeleien, Beleidigungen und blanker Hass den Ton; einen Filter, der im Vorfeld der Veröffentlichung dafür sorgt, dass zum Beispiel die Grundregeln des Anstands eingehalten werden, gibt es nicht“, so Ulrich Wilhelm. Dennoch bleibe die Aufgabe der Journalisten „unverzichtbar“.
Der ARD-Vorsitzende plädiert für mehr Austausch mit dem Publikum – „auf Augenhöhe“ und „ohne Belehrungen“. Wenn immer möglich, sollten die Häuser der ARD auch ihre Türen öffnen, einen Einblick in ihren Alltag geben und erklären, wie sie arbeiten. So könnten auftretende Fragen nicht nur direkt beantwortet, sondern auch ein Grundverständnis für journalistische Prinzipien vermittelt und beim Publikum Medienkompetenz aufgebaut werden. „Unabhängig und mit höchstem journalistischem Standard zu berichten, dabei selbstkritischer, offener und noch besser zu werden – das ist eine Daueraufgabe, der wir uns verpflichtet fühlen. Ein Service public, als Dienst für unsere Gesellschaft.“
Wilhelm unterstreicht auch die Bedeutung der ARD. Sie erreiche mit der Gesamtheit ihrer Programme im Radio, Fernsehen und Internet jede Woche 94 Prozent der Menschen in Deutschland ab 14 Jahren. Damit könne sie eine Gesamtöffentlichkeit herstellen. „Dieses Potenzial, das den besonderen Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verdeutlicht, gilt es zu erhalten. Dafür braucht es eine entsprechende Ausgestaltung des Auftrags sowie eine ausreichende finanzielle Ausstattung.“
Den vollständigen Wortlaut der Gastkolumne finden Sie hier.
Weiterer Hinweis:
Die Sommertagung des Politischen Clubs der Evangelischen Akademie Tutzing befasst sich vom 15. bis 17. Juni 2018 mit dem Thema „Medien im Wandel – Medien in der Krise?“. Weitere Informationen finden Sie hier.