„Wir kommen der Natur gerade sehr nahe“
Im RotundeTalk spricht der Astrophysiker Harald Lesch über das Virus, die Natur – und den Menschen. Für unsere Gesellschaft sei das eine „fast traumatische Erfahrung“. Beim Thema „Hygiene“-Demonstrationen zeigt er kein Verständnis.
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Prof. Dr. Harald Lesch lehrt Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und ist Lehrbeauftragter für Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie München. Der breiten Öffentlichkeit ist der Astrophysiker als Fernsehmoderator und Wissenschaftsjournalist vertraut. In unserem Gesprächsformat „RotundeTalk“ unterhielt sich Studienleiter Dr. Jochen Wagner mit ihm über Corona – und die Herausforderungen, die das neuartige Coronavirus für den Menschen birgt.
In der Entstehungsgeschichte des Menschen hätten Viren eine tragende Rolle gespielt. Entziehen könne sich der Mensch ihnen nicht. Dass ein Virus jedoch den Alltag der Menschen vollkommen auf den Kopf stelle, sei für eine Gesellschaft, die auf Optimierung und Erfolg ausgerichtet ist, eine „tiefe, fast traumatische Erfahrung“. „Wir kommen der Natur gerade sehr nahe“, sagte Lesch. Er rate dennoch zu Gelassenheit – und dem Befolgen der Hygiene- und Infektionsschutzregeln.
Kein Verständnis zeigte Lesch für die „Hygiene“-Demonstrationen, die ihren Höhepunkt im Mai erreichten. Für ihn haben die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus vor allem etwas mit Mathematik und kritischem Denken zu tun. Phänomene wie exponentielles Wachstum oder auch Prozentrechnen seien keine Zauberei, so Lesch. Dass es Menschen gebe, denen mathematische Begriffe wie diese fremd sind und die ohne selbst zu überprüfen, was sie hören und sehen, Verschwörungsmythen übernehmen, kreidet er auch der wissenschaftlichen und lehrenden Zunft an. „Wir haben es nicht geschafft, die Bevölkerung mit Mathematik vertraut zu machen!“, beklagt er – ausgerechnet in einem Land wie Deutschland, das so sehr auf Wissenschaft und technischen Fortschritt ausgerichtet sei.
Das vollständige Interview mit Prof. Dr. Harald Lesch ist auf dem YouTube-Kanal der Evangelischen Akademie Tutzing abrufbar.
Bild: Prof. Dr. Harald Lesch (Foto: ma/eat archiv)
