Wie entsteht Vertrauen?
Das +3 Magazin aus dem Warum Verlag (Berlin) stellt in jedem Monat drei Fragen. In der soeben erschienenen November-Ausgabe – sie liegt u.a. der Süddeutschen Zeitung bei – lautete eine: „Wie entsteht Vertrauen?“ Akademiedirektor Udo Hahn hat sie beantwortet. Wir dokumentieren hier den vollen Wortlaut.
Vertrauen ist wie die Liebe bedingungslos
„Ich vertraue Ihnen.“ So hatte ich die erste Begegnung mit einem Kollegen zusammengefasst. Jeder von uns hatte für seinen Bereich Verantwortung zu tragen. Die Struktur, in der wir tätig waren, führte uns zusammen. Gemeinsam konnten wir viel erreichen. Und für den Fall wechselseitiger Abneigung wäre das Zerstörungspotential beträchtlich gewesen. Ich erinnere nicht mehr den Grund für meine Vertrauensbekundung. Rückblickend war sie jedoch der Schlüssel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Als sich unsere beruflichen Wege trennten, würdigte der Kollege den empfangenen Vertrauensvorschuss. Er habe eine solche Haltung zuvor nie erlebt.
Verlässlichkeit, Vertrauen, Loyalität – dieser Dreiklang ist aus meiner Sicht der Schlüssel für ein gutes Miteinander. Verlässlichkeit allein reicht nicht, wenn Vertrauen und Loyalität fehlen. Vertrauen ist eine Investition, ein Vorschuss – und muss am Anfang stehen. Wäre Misstrauen der Beginn von allem, läge die Hürde zu einem vertrauensvollen Miteinander schier unüberwindbar hoch.
Vertrauen braucht keine Indizien und Belege, um es – gleichsam als Rechtfertigung oder Bestätigung – zu gewähren. Wie die Liebe hat es etwas Bedingungsloses: ganz – oder gar nicht. Im beruflichen Kontext – so erlebe ich es – finden sich die wenigen Konstellationen bedingungslosen Vertrauens von selbst. Sie sind die Voraussetzung, Gutes und auch Großes entstehen zu lassen.
Bild: Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing (Foto: eat/archiv)