2028 IST DER KIPPPUNKT ERREICHT.
Demenz kann jede und jeden treffen – als selbst betroffene Person und als An- und Zugehörige. Die allermeisten erwachsenen Menschen in Deutschland kennen Menschen mit Demenz. Ihre Zahl steigt. Menschen leben immer länger und viele bleiben agil bis ins hohe Alter. Der medizinische Fortschritt geht weiter – an der Demenz scheitert er. Sie lässt sich nicht heilen oder aufhalten, sondern allenfalls verzögern.
Bis ins Jahr 2050 werden nicht mehr knapp 2 Millionen, sondern 2,8 Millionen Menschen mit Demenz in Deutschland leben. Die Sorgeaufgaben müssen neu verteilt werden. Die jüngste Studie der Vereinigung der Pflegenden in Bayern zum Pflegepersonalbedarf zeigt auf, dass spätestens 2028 in Bayern ein Punkt erreicht sein wird, an dem neu ausgebildete Pflegekräfte nicht mehr die ersetzen können, die aus Altersgründen ausscheiden.
Die Studie ist ein Weckruf an Zivilgesellschaft und Politik! Trotz nationaler wie bayerischer Demenzstrategie: Es muss deutlich mehr passieren, um die Sorge und Pflege im nächsten Jahrzehnt und darüber hinaus sicherzustellen. Aber geht es nicht auch um mehr? Menschen mit Demenz sollen nicht nur möglichst professionell gepflegt werden, sondern auch fürsorglich umsorgt sein und ein Leben in der Mitte der Gesellschaft führen können. Wie können demenzsensible Gemeinden, Quartiere und Kommunen diese Teilhabe ermöglichen?
Demenz ist ein vielschichtiges Phänomen. In der Tagung nähern wir uns ihm an: medizinisch, anthropologisch, gerontopsychiatrisch, kultur- und literaturwissenschaftlich. Wir fragen von Seiten der Pflege und des Rechts nach der Demenz und setzen uns künstlerisch und kreativ mit ihr auseinander. Wir nehmen neben Alzheimer auch die Frontotemporale Demenz und die sogenannte Kinderdemenz in den Blick.
Wie kann ein gutes Leben mit Demenz gelingen? Darüber berichten Menschen, die jeden Tag mit demenziell veränderten Menschen arbeiten. Unser Titelbild stammt aus einer Reihe von Bildern, die Menschen mit Demenz gemalt haben und die auf der Tagung teilweise ausgestellt werden. Die Ausstellung macht deutlich: Demenz ist nicht nur der „Abbau kognitiver Fähigkeiten“, sondern setzt auch viel neue Kreativität und Lebensfreude in einem neuen Lebensabschnitt frei. Ganz in diesem Sinne führt uns das Demensch-Trio mit Musik, Zeichnungen und Texten durch einen Samstagabend, der die Bedeutung des Humors als Trotzkraft gegen das, was sich nicht ändern lässt, zum Klingen bringt.
Am Ende fragen wir die Verantwortungsträgerinnen und -träger aus Politik und Gesundheitssystem: Was muss und was wird passieren, damit wir in Zukunft gut miteinander leben können – auch mit Demenz?
Wir freuen uns auf Sie – denken, fragen und reden Sie mit!
Dr. Hendrik Meyer-Magister, Pfarrer; stellv. Direktor und Studienleiter für Gesundheit, künstliche Intelligenz und Spiritual Care
Prof. Dr. Thomas Klie, Jurist und Sozialexperte; Leiter des Instituts AGP Sozialforschung sowie des Zentrums für zivilgesellschaftliche Entwicklung, Freiburg und Berlin
Prof. Dr. Arne Manzeschke, Theologe; Professor für Ethik und Anthropologie an der Evangelischen Hochschule Nürnberg