„ WIR HABEN DEN AUFERSTANDENEN HERRN GESEHEN.“ „WENN ICH NICHT IN SEINEN HÄNDEN DIE NÄGELMALE SEHE UND MEINEN FINGER IN DIE NÄGELMALE LEGE UND MEINE HAND IN SEINE SEITE LEGE, KANN ICH’S NICHT GLAUBEN.“ (JOH. 20)
Verwundet und verwundert berührten sich Gott und Mensch. Mensch geworden, teilt Gott mit uns unsere Verwundbarkeit. So ist der ungläubige Thomas wahrhaft er Zeug der Auferstehung Jesu von Nazareth. Echt ist ihm einzig, uns gleich, der Messias mit leibhaften Wunden.
Doch heute himmeln wir andere Idole an. Ob die Olympioniken zu Südkorea oder die SchauspielerInnen zur Berlinale – den roten Teppich rollen wir für die Sieger und Schönen aus. Als Augenblicksgötter verheißen sie uns den schönsten Schein: makellose Vollkommenheit und versilberten Erfolg in barer Münze.
Und hinter den Jubelarien? Dass das Leben Wunden schlägt, weiß jedes Kind. Dass an einer Narbe kein zweites Weh passiert, ist ein kleiner Trost. Die Opfer im Krieg oder Wettkampf mögen wir als Helden feiern. Aber zufällig kaputt gehen oder gar behindert auf die Welt kommen – was gelten die Namenlosen, die einfach nur Pech hatten, durch Unglück oder Verbrechen unter die Räder kamen?
„Zeig mir deine Wunde!“ Eine Zumutung, die Privates und Intimes verletzt? Kunst, Musik, Religion dürfen so herausfordernd über Tabus und Grenzen hinaus fragen. Doch den Finger in den wunden Punkt von Wohl und Wehe, Lust und Schmerz zu legen, kostet Kraft und Mut.
Denn ist noch bei Trost, wer seine Wunde Anderen zeigt? Das Risiko ist hoch, geht ja unsere Welt gnadenlos um mit Versagen und Defekten. Aber unsere Verletzungen gehören wesentlich zu uns: sie zeugen vom Lebenskampf, wozu also verdecken, verleugnen oder verheimlichen?
Man müsse das Messer, die Ursache verbinden, statt am Symptom herum zu kurieren, sagte Beuys radikal. „Zeig mir deine Wunde.“ Damit wirbt jemand: „Vertraue dich mir an.“ Braucht nicht jeder Mensch jene alte Solidarität, die neben den Siegern auch die Verlierer ehrt?
Hinter den Fakes, Lügen und Shows ist die Wahrheit nackt. Wer liebt, weiß darum. Unterwegs zur Kunst der Nähe laden wir Sie herzlichst ein.
Die Dramaturgen der Bayerischen Staatsoper
Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner, Evangelische Akademie Tutzing
Verwundet und verwundert berührten sich Gott und Mensch. Mensch geworden, teilt Gott mit uns unsere Verwundbarkeit. So ist der ungläubige Thomas wahrhaft er Zeug der Auferstehung Jesu von Nazareth. Echt ist ihm einzig, uns gleich, der Messias mit leibhaften Wunden.
Doch heute himmeln wir andere Idole an. Ob die Olympioniken zu Südkorea oder die SchauspielerInnen zur Berlinale – den roten Teppich rollen wir für die Sieger und Schönen aus. Als Augenblicksgötter verheißen sie uns den schönsten Schein: makellose Vollkommenheit und versilberten Erfolg in barer Münze.
Und hinter den Jubelarien? Dass das Leben Wunden schlägt, weiß jedes Kind. Dass an einer Narbe kein zweites Weh passiert, ist ein kleiner Trost. Die Opfer im Krieg oder Wettkampf mögen wir als Helden feiern. Aber zufällig kaputt gehen oder gar behindert auf die Welt kommen – was gelten die Namenlosen, die einfach nur Pech hatten, durch Unglück oder Verbrechen unter die Räder kamen?
„Zeig mir deine Wunde!“ Eine Zumutung, die Privates und Intimes verletzt? Kunst, Musik, Religion dürfen so herausfordernd über Tabus und Grenzen hinaus fragen. Doch den Finger in den wunden Punkt von Wohl und Wehe, Lust und Schmerz zu legen, kostet Kraft und Mut.
Denn ist noch bei Trost, wer seine Wunde Anderen zeigt? Das Risiko ist hoch, geht ja unsere Welt gnadenlos um mit Versagen und Defekten. Aber unsere Verletzungen gehören wesentlich zu uns: sie zeugen vom Lebenskampf, wozu also verdecken, verleugnen oder verheimlichen?
Man müsse das Messer, die Ursache verbinden, statt am Symptom herum zu kurieren, sagte Beuys radikal. „Zeig mir deine Wunde.“ Damit wirbt jemand: „Vertraue dich mir an.“ Braucht nicht jeder Mensch jene alte Solidarität, die neben den Siegern auch die Verlierer ehrt?
Hinter den Fakes, Lügen und Shows ist die Wahrheit nackt. Wer liebt, weiß darum. Unterwegs zur Kunst der Nähe laden wir Sie herzlichst ein.
Die Dramaturgen der Bayerischen Staatsoper
Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner, Evangelische Akademie Tutzing