DIE BESTE INTEGRATION SIND SPRACHE, AUSBILDUNG UND ARBEIT
Sigmar Gabriel, Bundeswirtschaftsminister
In einer beispiellosen Welle der Hilfsbereitschaft haben sich seit 2014 zahllose Helferkreise gebildet – um Zufluchtsuchende und AsylbewerberInnen zu unterstützen beim Zurechtfinden in einer ihnen fremden Gesellschaft, beim Erlernen der Sprache, in allen Fragen ihren Aufenthaltsstatus betreffend und eventuell auch bei der Suche nach Arbeit. Das Engagement der Bürgerinnen und Bürger verzahnt sich mit der Tätigkeit der Behörden und Sozialverbände, die die Neuankömmlinge mit Kleidung ausstatten, für Essen und Unterkunft sorgen, ihnen soziale und gesundheitliche Fürsorge zuteil werden lassen. Besonderer Fürsorge bedürfen die Unbegleiteten Minderjährigen, die auf der Flucht vor Hunger, Gewalt und fehlenden Zukunftsperspektiven sich selbst überlassen waren und viel aufzuholen haben: Spracherwerb, Schulbildung, aber auch Kompensation für den Verlust von familiären und sozialen Bindungen.
Es gibt viele Geschichten zu erzählen von der Anstrengungsbereitschaft der Neuankömmlinge, von der Mitmenschlichkeit der Helfenden, von den Leistungen des Sozialstaats, des Bildungssystems und der Wirtschaft. Es gibt aber auch Geschichten von Frustrationen, von fehlenden Möglichkeiten wirklicher Integration, von scheinbar unüberwindbaren Barrieren und Unverständnis. Solche „Grenzerfahrungen" gibt es nicht nur zwischen Helfenden und Zufluchtsuchenden, sondern auch zwischen Ehrenamt und Profession.
Der Studientag soll beitragen, die politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen der Integration zu klären und Verständnis zu wecken für die jeweils andere Seite. Darüber hinaus sollen Fragen beantwortet werden, die sich den Helfenden – vor allem den ehrenamtlichen – stellen: Was kann ich, darf ich, soll ich tun – und wo nehme ich mich zurück, auch zu meinem eigenen Schutz? Wie kann der Bildungs- und Spracherwerb sinnvoll unterstützt werden? Was bedeutet es, Pate zu werden; welche Verantwortung übernehme ich da? Dürfen meine Schützlinge überhaupt arbeiten und wie unterstütze ich sie bei der Jobsuche?
Bestimmt haben Sie weitere, detailliertere Fragen. Nach Ihrer Anmeldung zum Studientag erhalten Sie die Möglichkeit, online bereits im Vorfeld der Tagung Fragen an unsere ExpertInnen zu richten, auf die wir dann während der Tagung besonders eingehen.
Wir laden Sie herzlich in die Evangelische Akademie Tutzing ein und freuen uns auf einen regen Austausch!
Michael Bammessel, Diakonie Bayern
Dr. Ulrike Haerendel, Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. Jürgen Kruse, Evangelische Hochschule Nürnberg
Prof. Dr. Doris Rosenkranz, Technische Hochschule Nürnberg