ICH WAGE NICHT VORHERZUSAGEN, WOHIN DIE ERFAHRUNG DER KATASTROPHEN UND DER NEUEN EINSICHT DIE MENSCHEN IM DENKEN, HANDELN UND WAHRNEHMEN IN DEN KOMMENDEN HUNDERT JAHREN FÜHREN WIRD.
Carl Friedrich von Weizsäcker
Bundeskanzler Olaf Scholz hielt – nach seinem Ukrainebesuch und am Vortag des G7-Gipfels im Schloss Elmau – auf der Sommertagung des Politischen Clubs in der Evangelischen Akademie Tutzing im Juni 2022 den Vortrag „Demokratie und Zeitenwende – neue Herausforderungen, neue Perspektiven". Der Fokus seiner Ausführungen bestand darin, dass sich alle Fragen, die sich uns heute stellen, nur noch global beantworten lassen. Damit befand sich Olaf Scholz ideen- und wirkungsgeschichtlich im Kontext vier großer Tagungen in Tutzing: Weltethos und Weltpolitik 1995, Weltinnenpolitik 1997, 2006, 2007.
Unter der Federführung von Carl Friedrich von Weizsäcker, dem spiritus rector der Weltinnenpolitik, versuchten die Tagungen radikal zu fragen: Wohin gehen wir? Seither hat sich die Welt immens beschleunigt, ist die Globalisierung in allen Winkeln der Welt angekommen, sind alle Krisen lokal wie global existenzieller Alltag der Menschen.
Ernst Ulrich von Weizsäcker, Präsident des Club of Rome von 2012 bis 2018 und Ehrenpräsident, hat in den aktuellen Kontexten die Konsequenzen des Lebenswerks von Carl Friedrich von Weizsäcker entfaltet. Die damaligen Zukunftsszenarien sind von der aktuellen Realität vielfach überboten: Corona-Krise, Klimawandel, Bedrohung der Artenvielfalt, Kriege in der Ukraine, Syrien, Jemen, Libyen usw., Terror, Faschismen, Flüchtlingsbewegungen, globale Ungerechtigkeit machen die Not-Wendigkeit einer „Erdpolitik als Weltinnenpolitik" zur Lösung der Weltpro-bleme immer dringlicher.
Die aktuelle Weltinnenpolitik ist in jeder Hinsicht ein „Handeln auf Wegen in der Gefahr" (Carl Friedrich von Weizsäcker). Ob Kapitalismus, Wissenschaft und Technik, Weltfrieden, Natur, Kulturen, Religionen, Generationen, Gerechtigkeit, Weltrecht. Wie können wir für die Zukunft der Weltgesellschaft das Prinzip Verantwortung (Hans Jonas) mit dem Prinzip Hoffnung (Ernst Bloch) verbinden?
Zur drängenden Erdpolitik als Weltinnenpolitik für das 21. Jahrhundert im Fokus der Zeitenwende laden wir alle Interessierten sehr herzlich in die Evangelische Akademie Tutzing ein.
Pfr. Dr. Jochen Wagner
Studienleiter, Evangelische Akademie Tutzing
Klaudius Gansczyk
Studiendirektor a.D., Ennepetal
Die Evangelische Akademie Tutzing ist Mitglied der Evangelischen Akademien in Deutschland (EAD) e.V., Berlin