WELCHE MILITÄRTECHNIK BRAUCHT EUROPA?
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der am 24. Februar 2022 begann, hat den Bürgern Europas endgültig vor Augen geführt, dass sich die sicherheitspolitische Lage verändert hat. Es entstehen neue Bedrohungsszenarien, in denen auch die klassische Unterscheidung zwischen Krieg und Frieden immer schwieriger wird. Der „Strategische Kompass“ der Europäischen Union, der eine gemeinsame Vision für die Bemühungen der EU im Bereich Sicherheit und Verteidigung aufzeigen möchte, spricht von einer „Rückkehr der Machtpolitik in einer umstrittenen multipolaren Welt“ und fordert gemeinsames Handeln und europäische Investitionen in technische Ausrüstung und Infrastrukturen.
In Deutschland wurde Ende Februar 2022 ein verteidigungspolitischer Reformprozess angestoßen, der Bundeskanzler sprach von einer „Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents“. Dazu wurden 100 Milliarden Euro für neues Material und Ausrüstung der Bundeswehr bereitgestellt. Steigt Deutschland damit zu einem der größten militärischen Player in Europa auf? Und wie lässt sich das bewerten? Während die einen von einem Kurswechsel in der Sicherheitspolitik sprechen, wünschen sich andere mehr Tempo im angestoßenen Reformprozesses.
Klar ist: Das öffentliche Klima, in dem rüstungspolitische Alternativen und neueste militärische Techniken diskutiert werden, hat sich fundamental geändert. An die Stelle des lange Zeit populären Slogans „Ohne Rüstung leben“ ist die Formel „Über Rüstung reden“ getreten. Und auch in der evangelischen Friedensethik finden zu Fragen der militärischen Abschreckung lebhafte Debatten statt.
Den Bedeutungszuwachs fürs Militärische nehmen wir zum Anlass, um über die Rolle der Militärtechnik für eine europäische Sicherheitsarchitektur zu diskutieren: Vor welchen Herausforderungen stehen heute die Technikwissenschaften? Soll Forschung für militärische Zwecke an Hochschulen stattfinden? Welche Verteidigungsstrategie und Rüstungspolitik soll Europa verfolgen? Und welche Rolle spielen dabei Rüstungsindustrie und Konfliktforschung?
Zur Diskussion all dieser Fragen laden wir herzlich ein ins Schloss Tutzing!
Udo Hahn
Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing
Prof. Dr.-Ing. Jan Wörner
Präsident acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften
Dr. Stephan Schleissing
Institut Technik-Theologie-Naturwissenschaften an der LMU München