WANN HÖREN WIR AUF, UNS ETWAS VORZUMACHEN?
Jonathan Franzen
„I don’t want you to be hopeful. I want you to panic. I want you to feel the fear I feel every day. And then I want you to act” bekannte die Klima- schutzaktivistin Greta Thunberg vor den Teilnehmern des Davoser Welt- wirtschaftsforum im Januar 2020. Angst und Empörung ist ein starker Grundton im öffentlichen Klimadiskurs. Hier wird oft grobes Geschütz aufgefahren: Wo die einen die „Klimahysterie“ anprangern, sprechen andere von einem „Schlafwandeln in die Katastrophe“.
Die Adressierung einer „Katastrophe“ fungiert längst als Legitimationsfaktor einer neuen Klimapolitik. Mittendrin befinden sich die Wissenschaften, von denen sich viele klare und unabweisbare Handlungsanweisungen für die Politik erwarten. „Die Wissenschaft muss unsere gemeinsame Sprache sein und die Aussagen sind sehr klar“ konstatierte die Generalsekretärin des UN-Klimasekretariats, Patricia Espinosa. Doch verträgt sich Panik mit dem Blick der Wissenschaften auf den Klimawandel? Wie gestaltet sich der Weg „von den klaren Aussagen“ zum praktischen Handeln? Und sollen Philosophie und Ethik nur noch dafür sorgen, dass die Bürger – möglichst widerspruchsfrei – „mitgenommen“ werden auf dem Weg zur Vorbeugung und Bewältigung der Klimakrise?
Wer für was verantwortlich sein soll, ist im öffentlichen Diskurs um die Klimapolitik durchaus umstritten. Fragen des Lebensstils adressieren hier nur den individuellen Beitrag zum Klimaschutz. Das ist wichtig, reicht aber nicht. Deshalb fragen wir: Wie gestaltet sich gegenwärtig das Verhältnis von Wissenschaft, Kommunikation und Politik zum Thema Klimawandel? Worauf zielt kollektive Verantwortung beim Klimaschutz? Und wie müsste einen aufgeklärte Klimaethik aussehen?
Wir freuen uns auf die Begegnung und Debatte mit Ihnen in Tutzing.
Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing
Dr. Stephan Schleissing, Institut Technik-Theologie-Naturwissenschaften an der LMU München
Univ. Prof. Dr. Herwig Grimm, Abteilung Ethik der Mensch-Tier-Beziehung, Messerli Forschungsinstitut, Wien