Ferdinand von Schirach
Der Bestsellerautor Ferdinand von Schirach spricht dieser Tage im Magazin der Süddeutschen Zeitung offen über seine Depression. Auch andere Prominente, etwa die Kabarettisten Torsten Sträter und Kurt Krömer oder die Musikerinnen Clara Louise und Sarah Connor, sind mit ihrer depressiven Erkrankung an die Öffentlichkeit getreten. Ihre Botschaft: Es gibt keinen Grund, sich zu schämen! Was wir aber brauchen, ist mehr gesellschaftliche Akzeptanz.
Es ist etwas in Bewegung gekommen – zumindest beim Thema Depression. Wie schaffen wir das auch bei anderen psychischen Erkrankungen? Dass es auch kein Problem mehr ist zu erzählen, etwa eine Borderline-Störung zu haben! Während einige auch hier mutig vorangehen, haben andere noch Angst davor, sich zu offenbaren und in der Folge Stigmatisierung und Ausgrenzung zu erfahren. Damit verschärfen sich die psychischen Probleme und Bewältigungs- und Behandlungsversuche werden erschwert.
Menschen mit psychischen Erkrankungen gehören nicht an den Rand, sondern in die Mitte der Gesellschaft. Denn es gibt kaum Menschen, die nicht betroffen wären, sei es als selbst Erkrankte, potentiell Gefährdete oder als An- und Zugehörige. Hören wir ihnen zu! Reden wir mit ihnen – nicht bloß über sie. Wir können viel von ihnen lernen. Wie können wir ohne Angst verschieden sein? Und auch einmal vorübergehend hilfsbedürftig? Nicht zuletzt: Wie lassen sich hilfreiche Anlaufstellen und Einrichtungen gestalten, die Halt und Schutz geben und wieder ein gutes Leben in Gesellschaft ermöglichen?
Es muss sich noch einiges tun! Diskriminierungen in vielen gesellschaftlichen Bereichen müssen abgebaut, die Prävention im Bereich psychischer Gesundheit ausgebaut werden. Bei Anzeichen psychischer Krisen müssen schnell die richtigen Hilfen und passende Ansprechpersonen zur Verfügung stehen. An- und Zugehörige müssen im Sinne einer bedürfnisorientierten und systemischen Psychiatrie einbezogen werden.
Was braucht es dazu? Das wollen wir unter anderem mit den gesundheits- bzw. sozialpolitischen Sprecherinnen und Sprechern der bayerischen Landtagsfraktionen diskutieren. Sie wollen wir fragen: Was kann und will die Politik in Zukunft beitragen, damit psychisch Erkrankte ohne Stigma leben können? Was können Politik und Fachleute gemeinsam tun, damit Menschen nicht aus dem gesellschaftlichen Karussell herausgeschleudert werden und seelischen Schiffbruch erleiden? Wir freuen uns, wenn Sie bei unserem Austausch dabei sind!
Pfr. Dr. Hendrik Meyer-Magister, Studienleiter für „Gesundheit, Künstliche Intelligenz und Spiritual Care“, Evangelische Akademie Tutzing
Dr. Heinrich Berger, Vorstandsmitglied, Bayerische Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.V.
Prof. Dr. Josef Bäuml, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum rechts der Isar