"EIN FREUND, EIN GUTER FREUND, DAS IST DAS SCHÖNSTE WAS ES GIBT AUF DER WELT."
Gute Freunde – was haben wir nicht alles zusammen erlebt, vom Sandkasten über die Schule, in Vereinen oder Bands, am Arbeitsplatz bis gar im Seniorenstift. Freundschaften sind uns, im Lachen wie im Weinen, eine existentielle Erfahrung. Umso wichtiger, wenn man aus den stabilscheinenden Familienbindungen heraus gefallen ist. Freundschaft kennt jeder Mensch. Was aber ist ihr Wesen?
Freundschaft ist ja kein Zwang, sondern ein Zufall, ein Geschenk, kein Vertrag wie etwa die Ehe, keine Bindung durch‘s Blut, auch kein flüchtigesTechtelmechtel. Freundschaft ist frei, freiwillig und eben willens, verlässlich zu sein. Mit einem Wort: unbezahlbar!
Ob es sich bei Freundschaft freilich um eine anthropologische Konstante, also um etwas dem Menschen zutiefst Wesentliches handelt, ist unter Wissenschaftlern umstritten. Aber offenbar kennen alle Hochkulturen Vertrauensbeziehungen, die nicht über Familie und Verwandtschaft begründet sind. In noch schwach institutionalisierten Gesellschaften wie den antiken und mittelalterlichen, hat Freundschaft sichtlich die Funktion,mit gemeinsamen Wertorientierungen eine Gemeinschaft zu stabilisieren.
Durch individuelle Freiheit und neue Lebensformen schwinden gesamtgesellschaftlich relevante Aspekte. Freundschaft wird zur zeitweiligen, privaten und partikularen Beziehung. Sie wird zum Oberbegriff für alle Felder von gemeinsamen Leidenschaften und Interessen, wie etwa Fussball oder Politik, oder zu einem Synonym für Kunden- und Markenbindung.
Doch vor aller Reflexion wird echte Freundschaft bis heute geschätzt, zutiefst ersehnt, ist sie das Andere von Zweck- und Zwangsgemeinschaft, ja atmet sie die Heiterkeit einer Intimität ohne Pflicht wie im Spiel. Aber ist sie nicht auch verpflichtend? Agape, Eros, Philia – Liebe, Leidenschaft, Freundschaft. Freundschaft, die eigentliche Beziehung unter je anderen Menschen?
Wir laden alle Interessierten herzlich ein an den Starnberger See.
Prof. Dr. Marina Münkler, Ältere und frühneuzeitliche Literatur und Kultur, TU Dresden
Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner, Studienleiter, Evangelische Akademie Tutzing