Chancengerechtigkeit in ländlichen Räumen sichern!
Die Herausforderungen für ländliche Räume bleiben vielschichtig. Sowohl das Handeln der öffentlichen wie auch privatwirtschaftlichen Akteure stellen die Menschen dort vor grundsätzliche Fragen: Abwandern oder nicht? Einen weiteren Verlust an Lebensqualität geduldig ertragen oder doch besser eigenständig nach Lösungsansätzen suchen?
Das Umdenken, dass Bürgerschaft, Unternehmertum und Zivilgesellschaft beim planerischen Handeln in der ländlichen Entwicklung beteiligt werden und mitwirken, begann in den 1990er Jahren ausgehend vom sogenannten Communicative Turn in den Planungswissenschaften.
Wesentliche und bis heute geltende Begrifflichkeiten wie „diskursiv“, „kommunikativ“, „partizipativ“ und „argumentativ“ wurden in die Debatte eingeführt, die verschiedenen planungstheoretischen und planungspraktischen Ansätzen entstammen. Im Kern gehen sie darauf zurück, dass planerisches Handeln immer durch Normen geleitet ist, über die sich die Beteiligten durch Verständigung über ihre Intentionen einigen müssen.
Dass inzwischen alle relevanten Gruppen in Planungsprozesse der ländlichen Entwicklung einbezogen werden, ist auch ein Verdienst der Governanceforschung. Auch wenn Stichworte wie Global Governance auf eine Anwendung dieser Konzepte in weltweiten Zusammenhängen verweisen, sind sie in regionalen und lokalen Arenen mittlerweile am umfangreichsten vertreten.
Unter dem Begriff „Selbstresponsibilisierung“ übernehmen Bürgerinnen und Bürger eigenständig frühere Aufgabenbereiche öffentlicher oder privater Träger. Dabei entstehen „Verantwortungsräume“ für die Zivilgesellschaft, während gleichzeitig auf kommunaler Ebene entsprechende „Ermöglichungsräume“ vorgehalten werden.
Dieser Forschungsperspektive haben sich Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen im Promotionsprogramm „Dörfer in Verantwortung – Chancengerechtigkeit in ländlichen Räumen sichern“ gewidmet. In acht thematischen Zugängen untersuchen sie das Zusammenwirken des grundsätzlichen Einräumens von Verantwortung, der Potenziale und Kapazitäten der Dörfer zur Übernahme von Verantwortung und der innerdörflichen Ausgestaltung der Verantwortung im Sinne gerechtigkeitsorientierter Zugänge.
Wir laden Sie herzlich zu dieser Fachtagung in die Evangelische Akademie Tutzing ein, die in hybrider Form stattfinden wird.
Udo Hahn
Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing
Apl. Prof. Dr. Karl Martin Born
Universität Vechta
Prof. Dr. Ulrich Harteisen
Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK)