POWER TO THE PEOPLE – BECAUSE PEOPLE GOT THE POWER!
Slogan auf Demonstrationen für Klimagerechtigkeit
Kapitalismuskritik ist in aller Munde. Daher wollen wir die Vielfalt sozialistischer Ansätze und ihre aktuelle Relevanz in dieser Tagung diskutieren. Sind humane, freie Formen des Sozialismus möglich, in denen individuelle Freiheit und Solidarität, Geschwisterlichkeit und Frieden verwirklicht werden? Sind sozialistische Ansätze mit Demokratie vereinbar? Wie ist der Zusammenhang von Sozialismus, Krieg und Frieden? Können wir einen Sozialismus im Einklang mit der Natur denken, der jenseits der materiellen Maximierungslogik „gutes Leben" ermöglicht?
Im Namen des Sozialismus wurden Verbrechen begangen und totalitäre Regime installiert. Sozialismus führte als Staatsmacht zu autoritärer Führung, Machtstrukturen und einer Kultur, in der eigene Gedanken unterdrückt, Unterwürfigkeit und Opportunismus belohnt wurden. Gleichzeitig wurde bei der Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln nicht die Voraussetzung für gute Kooperation unter Gleichen geschaffen, sondern das Gemeineigentum verwandelte sich „in den Händen des Staates in ein Instrument zum politischen Machterhalt der führenden Partei" (Raul Zelik).
Außerdem gelang es sozialistischen Ländern nicht, ökonomische und gesellschaftliche Entwicklungen jenseits materieller Akkumulation zu definieren. Gleichzeitig sind in der Bundesrepublik Ansätze eines humanen, demokratischen und religiösen Sozialismus teilweise in Sozialreformen aufgegangen.
Heute wird deutlich: Angesichts des Verfehlens der ohnehin bescheidenen Klimaziele, angesichts von Migration und dem Tod von Millionen von Menschen und vieler Arten durch ökologische Zerstörung, durch Wohnungsnot und zunehmende Ungleichheit, Gewalt und Krieg reichen kleine Schritte und Pragmatismus nicht mehr aus. Nachdenken auch über Systemfragen und Grundwerte tut not!
Utopien können Menschen die Kraft geben, gemeinsam an der Zukunft zu bauen. Können Ansätze des Sozialismus heute als Ganzes oder in bestimmten Bereichen hilfreich sein? In sozialen Bewegungen, Wissenschaft und Politik sind sozialistische Ideen in verschiedensten Formen präsent und werden jeweils angepasst und weiterentwickelt. Jenseits totalitärer Parteiherrschaft wird dabei vieles denkbar: basisdemokratischer Ökosozialismus, Commoning, Grundeinkommen, Wirtschaftsdemokratie, ein demokratisches Gesundheitssystem, die Enteignung großer Wohnkonzerne, Degrowth/wachstumskritische Bewegungen.
Kommen Sie und diskutieren Sie mit! Herzliche Einladung in die Evangelische Akademie Tutzing am Starnberger See!
Katharina Hirschbrunn, Studienleiterin für Wirtschaft und Arbeitswelt, Nachhaltige Entwicklung, Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. Richard Sturn, Leiter des Graz Schumpeter Centres, Universität Graz