IM EIGENEN TUN SICH SELBST ALS INHALT ERLEBEN
Auf den Dults oder Krempelmärkten konnte man derlei ausrangierte Güter billig erwerben: Kaffeemaschine, Handwerksmöbel, Holzspielzeug, Plattenspieler, Kassettenrecorder, Luftmatratze, Blasebalg, Sahnequirl, Küchenwaage, 3-Gang Fahrrad, Metallski, Stehlampe, Nähmaschine … – doch das ist Jahrzehnte her.
Längst blüht der Retro-Kult. Vintage, Custom, Classic, Oldtimer, Youngtimer, Old Fashioned – derlei Wortschöpfungen beschwören und bewerben klassische Dinge. Wo vieles elektrisch, digital oder vollautomatisch geht, ist die handgekurbelte Kaffeemühle oder die mechanische Waage wieder attraktiv. Weil die Originale rar sind, kauft man halt teuer bei Manufactum.
Selig sehnen wir uns zurück. Gitarren aus den 1960er Jahren, alte Porsches oder Mercedes Flügeltürer, Savinelli-Pfeifen, vergriffene erlesene Bücher, Vinyl Schallplatten oder Hifi-Anlagen, Bravo-Starschnitte und alte Weine – die Patina des Gebrauchs adelt die Kostbarkeiten und so boomt der Markt. Fälschungen bei Reprints, Remakes, Repros inbegriffen.
Ob wir mit den einst geliebten Dinge noch einmal so jung sein möchten wie früher? Oder waren wir mit all den händischen Sachen noch Akteure unseres Alltags? PC, Relais, Screen oder Handy – viele Objekte sind black boxes: undurchschaubar. Aber ein Trum reparieren können, das beglückt eben. Oder ein Instrument erlernen, so mühsam es ist, es erfüllt mehr als etwas downzuloaden. Das im Pausenhof der Flamme zugesteckte Liebesbrieflein ist auch heute noch persönlicher als eine E-Mail. Es gibt einen Zauber sinnlichen Kontakts.
Man kommt ins Schwärmen. Einfaches bezaubert, wo Kompliziertes ermüdet. Transparentes tröstet, wo Eingeschweißtes ärgert. Wo funktionieren, gehorchen, konsumieren anödet, da wird das „selber machen“ neu entdeckt. Aber war’s früher wirklich besser, das Leben? Oder schummeln die verklärenden Blicke nach rückwärts das Bangen vor der Zukunft weg?
Wir laden alle, die nicht nur träumen, ihr Leben zu ändern, sondern ihr Ändern leben wollen, sehr herzlich ein in die Evangelische Akademie Tutzing
Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner, Evangelische Akademie Tutzing
Auf den Dults oder Krempelmärkten konnte man derlei ausrangierte Güter billig erwerben: Kaffeemaschine, Handwerksmöbel, Holzspielzeug, Plattenspieler, Kassettenrecorder, Luftmatratze, Blasebalg, Sahnequirl, Küchenwaage, 3-Gang Fahrrad, Metallski, Stehlampe, Nähmaschine … – doch das ist Jahrzehnte her.
Längst blüht der Retro-Kult. Vintage, Custom, Classic, Oldtimer, Youngtimer, Old Fashioned – derlei Wortschöpfungen beschwören und bewerben klassische Dinge. Wo vieles elektrisch, digital oder vollautomatisch geht, ist die handgekurbelte Kaffeemühle oder die mechanische Waage wieder attraktiv. Weil die Originale rar sind, kauft man halt teuer bei Manufactum.
Selig sehnen wir uns zurück. Gitarren aus den 1960er Jahren, alte Porsches oder Mercedes Flügeltürer, Savinelli-Pfeifen, vergriffene erlesene Bücher, Vinyl Schallplatten oder Hifi-Anlagen, Bravo-Starschnitte und alte Weine – die Patina des Gebrauchs adelt die Kostbarkeiten und so boomt der Markt. Fälschungen bei Reprints, Remakes, Repros inbegriffen.
Ob wir mit den einst geliebten Dinge noch einmal so jung sein möchten wie früher? Oder waren wir mit all den händischen Sachen noch Akteure unseres Alltags? PC, Relais, Screen oder Handy – viele Objekte sind black boxes: undurchschaubar. Aber ein Trum reparieren können, das beglückt eben. Oder ein Instrument erlernen, so mühsam es ist, es erfüllt mehr als etwas downzuloaden. Das im Pausenhof der Flamme zugesteckte Liebesbrieflein ist auch heute noch persönlicher als eine E-Mail. Es gibt einen Zauber sinnlichen Kontakts.
Man kommt ins Schwärmen. Einfaches bezaubert, wo Kompliziertes ermüdet. Transparentes tröstet, wo Eingeschweißtes ärgert. Wo funktionieren, gehorchen, konsumieren anödet, da wird das „selber machen“ neu entdeckt. Aber war’s früher wirklich besser, das Leben? Oder schummeln die verklärenden Blicke nach rückwärts das Bangen vor der Zukunft weg?
Wir laden alle, die nicht nur träumen, ihr Leben zu ändern, sondern ihr Ändern leben wollen, sehr herzlich ein in die Evangelische Akademie Tutzing
Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner, Evangelische Akademie Tutzing