„ZUM SCHLUSS DROHT IMMER NOCH DER UNTERGANG DER MENSCHHEIT"
Friedrich Dürrrenmatt
Der Untergang der Menschheit, da war sich Friedrich Dürrenmatt sicher, sei „nicht mehr eine bloße Hypothese, technisch ist er möglich geworden." Dabei beschreibt Dürrenmatt gegen Ende des letzten Jahrhunderts, was uns heute wieder so drohend vor Augen steht: Eine Welt, vom Menschen ausgezehrt, eines Tages für den Menschen unbewohnbar. Und dann, das Ende der Welt?
Das bei aller Not noch optimistische Fridays for Future scheint mittlerweile abgelöst durch Last Generation. Prepper bereiten sich auf die Katastrophe vor, packen den Rucksack, nur für den Fall. Dabei ist die Angst vor dem drohenden Weltuntergang wahrlich kein postmodernes Phänomen.
Nicht nur der Punk als Zeitgenosse Dürrenmatts lebte mit der Parole des „No Future". Auch im Expressionismus konnte man angesichts der traumatischen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges kaum anders als zu vermuten, die Menschheit und die Welt mit ihr kämen zu einem sicheren Ende. Und wer kann es den traumatisierten Zukunftszweifler:innen ver-übeln: Ist in der Apokalypse, die Gott laut Offenbarung auf seine versündigten Menschen niederfahren lässt, nicht die Rede von Hagel und Feuer, mit Blut vermengt? Und kommen uns nicht auch die weiterhin genannte verbrannte Erde, die verbrannten Bäume und alles grüne Gras verbrannt bekannt vor?
Tatsächlich ist die Idee der Apokalypse noch älter als das Neue Testament, selbst in der Antike finden sich schriftliche Zeugen der Angst vor dem Schlimmsten. Doch durch alle Zeiten und Genres hinweg erstarren die Menschen nicht in der Befürchtung des Weltendes. Vielmehr scheint eben diese Furcht immer wieder kreative Impulse freizusetzen. In Text, Bild und Ton setzen sich die Menschen mit ihren Ängsten auseinander und verwandeln sie in Kunst, finden Trost oder zumindest Ventil.
Dem wollen wir in der Tagung „No Future! Die Negation von Zukunft als produktives Moment" nachgehen. Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind und mitdiskutieren – oder um es mit Johnny Rotten zu sagen: „Don‘t be told what you want / Don‘t be told what you need / There‘s no future, no future / No future for you."
Alix Michell, Evangelische Akademie Tutzing
Dr. Anna Seidel, Universität Innsbruck, SFB „Transformationen des Populären"