DASS KEINER DEUTSCHLAND KENNE, WENN ER MÜNCHEN NICHT GESEHEN HAT
Nach Ludwig I. König von Bayern
Um München einen solchen Stellenwert zu geben, ließ Ludwig I. Bauwerke wie die Bavaria auf der Theresienwiese errichten oder die nach ihm benannte Prachtstraße zwischen Feldherrnhalle und Siegestor. Seine Nachfolger bauten „die Stadt der Könige“ weiter aus.
Urbanisierung und Industrialisierung führten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer erheblichen Verknappung des Wohnraums in der Stadt. Angesichts überfüllter Wohnungen und des problematischen Schlafgängerwesens wurden neue politische und finanzielle Konzepte zur Wohnraumbeschaffung immer notwendiger. Erst mit dem Weimarer Verfassungsauftrag zur Schaffung „bedürfnisgerechter Wohnstätten“ legte auch die Stadt München größere Wohnbauprogramme auf.
1904 wurde nach einem Stadterweiterungswettbewerb der sog. Staffelbauplan als gesamtstädtischer Entwicklungsplan für München verabschiedet. Die ersten Wohnungsbaugenossenschaften gründeten sich. Später unterstützten die Regierungen der Weimarer Republik sowie die Nationalsozialisten verschiedene Siedlungskonzepte.
Einschneidende Veränderungen im Stadtbild im Sinne einer „Hauptstadt der Bewegung“, wie sie vom NS-Regime geplant wurden, wurden größtenteils durch den Zweiten Weltkrieg
verhindert.
Nach 1945 entschied man sich zugunsten eines eher konservativen, dabei zukunftsgerichteten Wiederaufbaus. Das Ende der Wirtschaftswunderjahre bildeten die Olympischen Spiele 1972, für die moderne und weltbedeutende Bauten sowie das U- und S-Bahn-System als Ausgangspunkt für die Entwicklung von Stadt und Umland konzipiert wurden. Als bedeutsame europäische Industrie- und Kulturstadt wächst München seither weiter. Gravierende Engpässe bei der Wohnraumbeschaffung und Diskussionen über das Verkehrssystem sind wieder aktuell. Gleichzeitig ergibt sich die Frage, wie mit dem architektonischen Erbe der NS-Zeit umgegangen werden soll.
Inwieweit Ludwig I. Recht behalten hat, sei dahingestellt. Wir möchten mit dieser Veranstaltung die städtebauliche Geschichte Münchens beleuchten, Sie zum Gespräch einladen und zur Folgetagung „Noch mehr Platz für Alle!“ (13. bis 15. Januar 2017) mit den Perspektiven der Gegenwart hinführen.
Herzliche Einladung in das Schloss Tutzing, dessen Erscheinungsbild vom Anfang des 19. Jahrhunderts den passenden Rahmen für den Betrachtungszeitraum dieser Tagung bildet!
Für das Veranstaltungsteam
Dr. Ulrike Haerendel, Evangelische Akademie Tutzing