Heute dürfen wir Sie zu einer Veranstaltung einladen, die sich mit Leben und Wirken zweier ganz besonderer Komponisten beschäftigt: Kurt Weill und Hanns Eisler.
Beide werden in den 1920er Jahren bekannt als Brecht-Komponisten, beide flüchten in den 30er Jahren vor den Nazis ins amerikanische Exil. Kurt Weill schreibt Musicals für den Broadway in New York. Hanns Eisler macht Filmmusik in Hollywood. Zwei Lebensläufe, die ähnlicher nicht erscheinen könnten. Zwei Persönlichkeiten jedoch, die unterschiedlicher nicht auf ihre Lebensumstände reagieren könnten.
Weill findet in New York sofort Anschluss. Er macht am Broadway der 40er Jahren eine steile Karriere mit Musicals, so dass sein Stil kaum mehr den Komponisten der Dreigroschenoper erkennen lässt. Eislers heute bemerkenswerte Kompositionen wie z.B. das „Hollywood Liederbuch“ hingegen finden in Hollywood wenig Gehör. Er schreibt für die Schublade, für spätere, bessere Zeiten, für eine „bereits befreite Gesellschaft“.
Der musikszenische Abend „Liebeslied eines Kleinbürgermädchens“ zeigt den ungeheuer großen musikalischen Facettenreichtum Eislers und Weills, und ihre sehr unterschiedliche Art, musikalisch auf das Zeitgeschehen zu reagieren: vom bissigen deutschen Chanson über die zwölftönige Parodie auf das klassische „Lied“ bis zum smoothen
Broadway-Song.
Durch ausgewählte Texte und Briefe der Komponisten wird stets der politische Hintergrund erlebbar gemacht, und dadurch auch die Strategien, welche die beiden Komponisten in Zeiten von Repression, Flucht, finanzieller Not und Krieg gewählt haben.
Dabei gewinnen gerade die Liebeslieder eine Brisanz, die bei Eisler ohnehin nie ohne politisches Anliegen gedacht werden können. Doch auch bei Weill lässt sich die Frage stellen, ob das sinnliche Erleben eines Liebesliedes Flucht aus dem Alltag bedeuten muss oder nicht auch zu dessen Bewältigung, gerade in politisch schwierigen Zeiten, beiträgt.
Dies und vieles andere herauszufinden, laden wir Sie herzlich ein!
Judith Stumptner
Studienleiterin