Noch wichtiger ist allerdings, dass in der nun möglich gewordenen Gesamtschau seines Werkes deutlich wird, wie untrennbar Theologie, Philosophie, die Wissenschaften und das Projekt der Kirchenunion für ihn miteinander verbunden sind. Ihre Einheit ist für Leibniz der Schlüssel für die Vermehrung des Gemeinwohls und damit der Ehre Gottes. Als Meilensteine der vormodernen ökumenischen Anstrengung gelten seit langem einerseits die Verhandlungen, die Leibniz mit den Bischöfen Rojas y Spinola und Bossuet sowie dem Berliner Hofprediger Jablonski geführt hat, andererseits der Briefwechsel mit dem konvertierten Landgrafen Ernst von Hessen-Rheinfels und seine Freundschaft mit dem ebenfalls konvertierten Johann Christian von Boineburg.
Zentrale Prinzipien, etwa, dass in der Ökumene mit Wohlwollen die Sicht des Anderen einzunehmen versucht werden muss, und dass die terminologische Differenz durch philosophische oder historische Reflexion von einer gemeinsamen Basis aus überwunden werden muss, haben die Ökumene des 20. Jahrhunderts geprägt und sind bei Leibniz bereits vorgezeichnet.
Diese Tagung möchte deshalb Leibniz‘ Bemühen um die Einheit aus Theologie, Philosophie, Wissenschaften und Kirchenunion beleuchten und für die gegenwärtigen Theologien fruchtbar machen.