Die Tagung wird verschoben.
Siehe, du wirst schwanger werden.
Gabriel
Gabriel
In der Bibel wird Maria ihre Schwangerschaft von einem Engel angekündigt. Zumindest im sprichwörtlichen Sinne kommt sie „wie die Jungfrau zum Kinde“. In patriarchalen Gesellschaften war es normal, dass Frauen immer wieder schwanger wurden und Kinder bekamen – die vermeintlich „natürlichste Sache der Welt“.
Heute haben Schwangerschaft, Geburt und auch hergebrachte Familienstrukturen alle Selbstverständlichkeit verloren. Gut so! Die reproduktive Selbstbestimmung ist eine große Errungenschaft. Vieles kann, aber auch vieles will nun entschieden werden und zwar von Beginn an: Wollen wir, will ich überhaupt ein Kind? Manche entscheiden sich heute bewusst für ein kinderloses Leben, während für andere „ein Kind“ zum Lebensprojekt wird – selbst, wenn sie an körperliche Grenzen stoßen. Die Reproduktionsmedizin bietet hier neue Möglichkeiten für die, die es bezahlen können. Vielen Frauen hingegen stellt sich nach wie vor die Frage nicht: „Will ich überhaupt ein Kind?“ Sie können sich aus sozialen und wirtschaftlichen Umständen kein oder nicht noch ein Kind „leisten“ oder nicht autonom über ihren Körper entscheiden.
Bei allen Freiheitsgewinnen hat der soziale Druck kaum abgenommen. Immer noch werden Menschen ohne Kinder gefragt, ob ihnen denn nichts fehle. Nach wie vor bestimmen romantisierende Mütterbilder unsere Vorstellungen. Die kommen nicht zuletzt in modernem Gewand daher: Die sozialen Medien sind voller glücklicher Momfluencerinnen, die sich wenige Tage nach der Geburt wieder ausgeschlafen und „in Form“ präsentieren.
Rund um die moderne Geburt ist alles durchgeplant und vieles inszeniert. Aber wehe, etwas läuft einmal nicht nach Plan! Sind diejenigen, die entscheiden, planen und gestalten, nicht auch verantwortlich zu machen für alles, was dann geschieht? Und was ist, wenn man eigenen Idealen und fremden Idealisierungen nicht gerecht werden kann? Wer nach der Geburt einfach nur kaputt ist, dem müssen manche medial vermittelten Bilder wie Hohn vorkommen. Wie leicht zerbrechen Gebärende zwischen Wunsch, Anspruch und Wirklichkeit. Mehr Selbstverständlichkeit, mehr Entspannung, mehr Akzeptanz des Unperfekten, mehr Selbstfürsorge tun Not!
„Was einst die natürlichste Sache der Welt war, ist (...) zu einer sehr komplizierten geworden. Nichts geht mehr spontan, alles läuft über den Kopf.“ schrieben Elisabeth Beck-Gernsheim und Ulrich Beck schon in den 1990er Jahren.
„Leben zu geben“ ist Gegenstand von Entscheidungen geworden. Das schafft Freiheit und macht es zugleich kompliziert. Dem wollen wir in aller Ambivalenz nachgehen. Was können wir wirklich bestimmen? Wo müssen gesellschaftliche Diskurse und Umstände sich ändern, um reproduktive Selbstbestimmung zu stärken? Wo müssen Gebärende vor überzogenen Erwartungen geschützt werden, um sie in ihrer Autonomie zu stärken? Wir laden Sie ein zu Erkundungen rund um die vermeintlich „natürlichste Sache der Welt“!
Dr. Hendrik Meyer-Magister, Stellvertretender Direktor und Studienleiter, Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. Maren Bienert, Professorin für Systematische Theologie, Stiftung Universität Hildesheim
Inge Christensen, Geschäftsführerin des Evangelischen Fachverbandes für Beratung Schwangerschaft, Ehe, Familie, Leben, Erziehung bei der Diakonie Bayern, Nürnberg