Tutzinger Salon
JUD SÜSS
Ein Roman von Lion Feuchtwanger
Lesung mit Annette Paulmann
Vortrag von Dr. Andreas Heusler
In dem Roman verarbeitet Lion Feuchtwanger das Schicksal des jüdischen Kaufmanns Josef Süß Oppenheimer, der in Württemberg Anfang des 18. Jahrhunderts einen ungewöhnlichen Aufstieg zur Macht an der Seite des Herzogs erlebte, den er, als dieser fällt, mit seinem eigenen Sturz und schließlich dem Leben bezahlt. Wie prekär eine solche Karriere in einem antisemitischen und von politischer Intriganz geprägten Umfeld war, lässt uns Feuchtwanger am Schicksal des Jud Süß intensiv miterleben.
Unter Propagandaminister Joseph Goebbels missbrauchte Veit Harlan 1939/40 die Romanvorlage, um einen Film zu drehen, der zu einem schauerlich-suggestiven antisemitischen Machwerk geriet. Auch im Nachkriegsdeutschland blieb dem Roman nicht zuletzt wegen des Harlan-Films die breite Rezeption versagt, während er im englischsprachigen Ausland schon seit den 1930er Jahren ein großer Erfolg war.
„Jud Süß“ ist ein eindrucksvoller historischer Roman, den Feuchtwanger nach eigener Aussage als Waffe „für die Vernunft“ und „gegen Dummheit und Gewalt, gegen das, was Marx das Versinken in die Geschichtslosigkeit nennt“, schrieb. Im Tutzinger Salon werden in der Kürze eines Abends vor dem Hintergrund von Feuchtwangers eigenem Erleben Einblicke in die dramatische Handlung und die dichten Sprachbilder des Romans vermittelt.