Online-Tagung
Zuflucht finden ging als Kind so einfach: Nachts mit Angst aus einem schlimmen Traum erwacht, schlüpft es zu den Eltern ins Bett. „Alles ist in Ordnung, alles wird wieder gut“, flüstern Mama oder Papa und streicheln den Kopf des Kindes. „Hab‘ keine Angst“. Diese zärtliche Geste hat für Kinder die Macht, das Chaos zu bannen, sie in den Schlaf zu wiegen und das Vertrauen zur Wirklichkeit wieder zu gewinnen.
Zeitlebens wünschen wir uns in Momenten der Angst, Not, Trauer oder gar Verzweiflung so eine Zuflucht. „Alles wird gut“? Älter geworden, klingt das nach Märchen. Doch obwohl wir vieles als kindisch, Utopie, gar Lüge abtun, träumen wir vom Happyend. Der Markt bietet positive Stimuli feil, die Kraft genug wider alle Entzauberung versprechen. Alles Illusion?
Optimismus sei ein Mangel an Information, heißt es etwas sarkastisch. An Information über eine Welt voller Albträume mangelt es indes nicht. Was wir brauchen, ist Trost, Mutmachen, zärtliche Zuwendung und dann und wann einen aufmunternden Klaps: Mach! Wir leben vom Vertrauen, das aus Erfahrung wächst, aber so kostbar wie verletzlich ist.
Was also macht uns zuversichtlich? Kommt es darauf an, das Hoffen zu lernen, wie der große Philosoph Ernst Bloch lehrte? Hat jeder eine kleine Flucht, eine geheime Oase, einen Talisman oder Spleen, eine „Letzte Lockerung“, wie der Dadaist Walter Serner schrieb? Sind es Freunde durch dick und dünn oder der Glaube an einen lieben Gott?
Voll Zuversicht laden wir Sie herzlich ein zur Online-Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing.
Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner, Studienleiter, Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. Barbara Vinken, Literaturwissenschaft, Ludwig-Maximilians-Universität München