Wer Likör hat, hat auch Sorgen
(Frei nach Wilhelm Busch)
Höchst ambivalent trifft uns das Wechselbad von Sehnsucht und Süchten, von rauschhafter Begeisterung und dem Elend von Drogen- und Alkoholmissbrauch.
Keine mag sich berauschter Kreativität entziehen und ekstatische Ausrutscher sind dem Genie vergönnt. Doch unbarmherzig wird der Missbrauch von Drogen dem gefallenen Helden von gestern ebenso angekreidet, wie dem buchstäblich armen Schlucker im Alltagsumfeld des Normalbürgers.
Rausch und Sucht zerstören Menschen, Gruppen und ganze Kommunen, wie die jüngste Opiatproblematik in den USA zeigt. Sie zerstören Karrieren, Träume und Erfolge – und sie gefährden die Gesellschaft wirtschaftlich. Gleichzeitig ist der Prosecco zum Anstoßen Pflicht, die Bierdusche ein Zeichen des Erfolgs und die Linie Kokain auch ein Statussymbol, um nur die (alt)bekannten Süchte zu nennen. Doch wir sind viel weiter: Essen oder Nicht-Essen können genauso zur Suchtkrankheit werden, wie ein Übermaß an Aufputschmitteln – schon für die Jüngsten, damit diese auf der Jagd nach dem Erfolg auch weit genug kommen. Ohne Fleiß kein Preis, ohne Stimulans und Ritalin kein Orden?
Hin- und hergerissen entdecken wir beide Seiten in uns: als tremendum et fascinans charakterisiert Rodolf Otto (1917) das Religiöse in uns. Ganz ähnlich erleben wir fasziniert und erschrocken zugleich die Macht des Rausches mit seinen Lockungen und Gefährdungen. Sie rütteln an unserem geordneten Alltag. Wir laden interessierte Bürgerinnen und Bürger in die Evangelischen Akademie Tutzing ein, um sich gemeinsam diesem meist emotional und dennoch seltsam konsequenzlos diskutierten Thema zu widmen.
Pfr. Frank Kittelberger
Studienleiter für Ethik in Medizin und Gesundheitswesen, Pastoralpsychologie und Spiritual Care, Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. Volker Beck
Dipl.-Psych., Professor für Sozialmedizin am Fachbereich Soziale Arbeit an der Hochschule Darmstadt
Clara Hergenhahn
Studentin der Sozialwissenschaften, Darmstadt
Kora Werner
Studentin der Sozialwissenschaften, Darmstadt