„ICH INTERESSIERE MICH NICHT FÜR RUHM UND EHRE. ICH MÖCHTE EINFACH NUR, DASS ANDERE WISSEN, WAS FÜR EIN GLÜCKLICHER TANZ DAS IST."
Frankie Manning, Tänzer und Choreograf
Die Wiege des Swingtanzes steht in den großen Ballsälen im New York der 1920er Jahre. Die ursprüngliche Variante des Tanzes ist im berühmten Savoy Ballroom im afroamerikanisch geprägten Harlem entstanden. Sie wurde als Lindy Hop oder Savoy-Style Swing bezeichnet. Den Beat dazu gaben die Big Bands vor, die den Jazz mit dem Klang orchestraler Besetzungen weiterentwickelten.
Afroamerikanische Tänze wie Charleston und Jazz hatten großen Einfluss auf die Entwicklung des Lindy Hop. Die sprühende Energie des Tanzes sowie die grund-sätzliche Offenheit für Improvisation und Experimente führten zu einer großen Bandbreite an Bewegungen und zur Entstehung neuer Tänze. Heute bezeichnet Swing eine ganze Familie von Tänzen, die zwischen den 1920er und 1950er Jahren entstanden sind.
Schnell eroberte der Swing-Tanz in der ersten Hälfte des 20. Jh. die USA. Durch Hollywood-Filme und Tourneen, spätestens aber mit den amerikanischen GIs kam der Swing-Tanz dann auch nach Europa. Auch hier fand er rasch Verbreitung, verwandelte sich weiter und entwickelte sich zu einer europaweiten Jugendkultur.
In der sogenannten Swing-Jugend – ein Begriff, den einst die nationalsozialistischen Behörden einführten – fand diese angesichts zunehmender Repressionen gegen die Tänzer gar eine politische, ja oppositionelle Ausrichtung. Der Swing-Tanz bot eine alternative Ausdrucksmöglichkeit und erlaubte die Abgrenzung zum Nationalsozialismus, insbesondere zur Hitlerjugend.
Mit dem Siegeszug des Rock ’n’ Roll in den 1950er und 1960er Jahren und der entstehenden Disko-Kultur verlor der Swing an Beliebtheit. Einzelne Elemente hielten sich jedoch in den Tänzen in ganz Europa ¬¬– bis in den 80er Jahren ein weltweites Swing-Revival begann. Auch die Münchner Tanzschulen, die an diesem Projekt beteiligt sind, gehören zu den ersten, die dem Swing wieder Fans be-scherten. Eine wichtige Rolle dabei spielte auch Frankie Manning, der in den 1930er einer der bekanntesten Tänzer war und bis zu seinem Tod im Jahr 2009 Tausende Swing-Tänzer unterrichtete.
Inzwischen gibt es aktive Szenen auf der ganzen Welt, die mit großen internationalen Festivals, Austauschprogrammen, Flüsterpartys und Bällen den Glanz der frühen Jahre aufleben lassen und den Swing-Tanz ein weiteres Mal weiter entwickeln.
Wir freuen uns, Sie im Jahr 2022 – rund 100 Jahre nach den Anfängen des Swing- Tanzes – zu Erkundungen einer schillernden Ära einladen zu dürfen – wir diskutieren und tanzen zwischen Harlem und Hamburg, vom Ballroom Savoy bis zum Parkett von heute.
Judith Stumptner & Alix Michell, Evangelische Akademie Tutzing