„DIE ERINNERUNG IST EIN RAUM MIT WANDERNDEN TÜREN“
Iris Wolff, Die Unschärfe der Welt
Iris Wolff bewahrt in ihren Romanen versunkene Kapitel der Geschichte einer deutschsprachigen Minderheit im ehemals kommunistischen Rumänien vor dem Vergessen. Sie verknüpft diese Geschichte mit denen von liebevoll gestalteten Figuren, von Familien, von Freundschaft und Verbundenheit in Zeiten politischer Zerrüttung.
So reist sie in ihrem Werk, das derzeit vier Romane umfasst, quer durch ein ganzes Jahrhundert und erzählt von psychologischen, sozialen und politischen Dimensionen eines Lebens, das gleichermaßen von ethnischer und sprachlicher Vielfalt wie auch von Einschüchterung und Unterdrückung, von Kriegen und Diktaturen geprägt wird. Hinter ihren Texten stehen dabei nicht nur detaillierte historische Recherchen, sie verfügen auch über ein großes Einfühlungsvermögen, eine besondere Beobachtungsgabe für die Feinheiten der Natur und eine höchst ästhetische und sprachlich bestechende Poetik.
Wenn Iris Wolff so die Lebenswelt der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben in ihren Geschichten aufleben lässt, bewegt sie sich im Erzählen auch zurück in ihre eigene Vergangenheit: Die heute in Freiburg lebende Autorin ist 1977 in Hermannstadt/Siebenbürgen geboren, seit ihrem achten Lebensjahr ist sie in Deutschland.
So spielen auch Iris Wolffs Romane nicht nur im Banat sondern entspannen sich über den europäischen Kontinent. Hier wie dort verbinden sich die Lebenswege ihrer Figuren und schlagen gleichsam Brücken. Europäische Geschichte wird in ihrem Werk zu einem Strickwerk persönlicher Biografien.
Diesem Werk wollen wir uns im Zuge von Gesprächen und Lesungen gemeinsam widmen – und sie mit dem Marie Luise Kaschnitz-Preis auszeichnen. Dazu laden wir Sie herzlich ein.
Alix Michell, Studienleiterin, Evangelische Akademie Tutzing
Brigitte Grande, Vorsitzende, Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing e.V.