Bei Übernahme eines Referats in den Foren ist es im Allgemeinen möglich, 1 ECTS-Punkt zu erwerben. Bitte mit der Forumsleitung besprechen!
Foren
1. Knochen und Geschlecht
Leitung: Prof. Dr. Vanadin Seifert-Klauss
Knochen gilt als langweilige Materie, „Knochen-trocken“ wird manchmal als Synonym für „Spaßfrei“ benutzt. Warum spielt unser Skelett, das uns durch’s Leben trägt, öffentlich eine so kleine und negativ besetzte Rolle? Warum sagen Jugendliche auf die Frage, was Sie werden wollen: „irgendwas mit Medien“ statt „irgendwas mit Knochen“? Wissen wir zu wenig über dieses stabile, verlässliche und hoch regenerationsfähige Organ und Gewebe? (mögliches Referatsthema: Alle 10 Jahre rundum erneuert – Paradigmen-Wechsel in der Osteologie seit der Jahrtausendwende)
Und wer kennt den „Knochen als endokrines Organ“? Gibt es Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Knochen und wenn ja, warum und wann entstehen sie? Wann ist Verhütung gut für den Knochen, wann nicht? Und welche Rolle spielt die „female athlete triad“ für das Risiko einer Osteoporose? (Literatur z.B. De Souza, MJ et al. Br.J. Sports Med 2014;48:289) – gibt es auch eine „male athlete traid?“
2. Gesundheit jenseits geschlechtlicher (Körper-)Normen
Leitung: Ann Kristin Augst, M.A.
Universität Augsburg / Institut für Sozialwissenschaften
Professur für Soziologie mit Schwerpunkt Gesundheitssoziologie
Universitätsstraße 10 / 86159 Augsburg / Tel. +49 (0)821 598-4102, Fax -4222
Im deutschen Gesundheitssystem wird Geschlecht nach wie vor in erster Linie cis- und zweigeschlechtlich gedacht. Die gesamtgesellschaftlich zu beobachtende Pluralisierung von Geschlechterkonzepten (vgl. Hartmann 2002; Monro 2005) stellt somit eine Herausforderung für die geschlechtsspezifische Medizin an sich sowie für das (deutsche) Gesundheitssystem dar. Für Personen, die besagter Vorstellung nicht – oder nur bedingt – entsprechen, sind damit Versorgungslücken und Probleme verbunden. Diese gilt es in diesem Forum zu identifizieren und näher zu beleuchten.
Dafür bedarf es zunächst einer Begriffs- und Standortbestimmung: Wir nehmen exemplarisch die gendermedizinische Wissensbildung (vgl. Rieder/Lohff 2008; Kautzky-Willer 2012; Gadebusch Bondio/Katsari 2014; Kolip/Hurrelmann 2016) in den Blick und umreißen geschlechtertheoretische Debatten zum Verhältnis sowie zur gegenseitigen Un/Bedingtheit von Geschlechtlichkeit und Körperlichkeit (vgl. Meuser 2005; Habersack 2010; Reuter 2011). Im Anschluss an die Aufarbeitung dieser Wissensbestände (vgl. Gregor 2015; Jacke 2016) und theoretischen Konzepte nähern wir uns der konkreten Problemlage.
Im Fokus steht dabei die gesundheitliche Situation von Personen, die medizinischen Normvorstellungen von (Zwei-) Geschlechtlichkeit nicht oder nur begrenzt entsprechen. Wir eruieren die Versorgungslage von binären und nicht-binären (trans) Personen (vgl. Fuchs et al. 2012; BVT* 2017; Augst 2018) sowie die medizinische Perspektive auf und den daraus resultierenden Umgang mit Intergeschlechtlichkeit (vgl. Kehl 2008; Klöppel 2017; Hoenes et al. 2019). Weiterhin reflektieren wir vor dieser Folie (Be-) Handlungspraktiken und -potentiale.
Vorschläge für Referatsthemen:
•Geschlechterkonzepte inner- und außerhalb der Gesundheitswissenschaften
•Geschlechtsspezifische/Gender Medizin
•Vergeschlechtlichte(r) Körper
•Normangleichende (Genital-) Operationen
Literatur
Augst, AK (2018): Quo vadis, (Gender) Medizin? Denkanstöße zur (Regel-) Gesundheitsversorgung von trans Personen. In: amatom. ein Magazin von kritischen, jungen Mediziner*innen, Vol. 31, 11-12.
Gadebusch Bondio, M/Katsari, E (Hg.) (2014): ›Gender Medizin‹. Krankheit und Geschlecht in Zeiten der individualisierten Medizin. Bielefeld: transcript.
Gregor, A (2015): Constructing Intersex. Intergeschlechtlichkeit als soziale Kategorie. Bielefeld: transcript.
Habersack, M (2010): Unartikulierte Körper. Plädoyer für kontextsensitive Gesundheitswissenschaften. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien.
Hartmann, J (2002): Vielfältige Lebensweisen. Dynamisierungen in der Triade Geschlecht – Sexualität – Lebensform. Kritisch-dekonstruktive Perspektiven für die Pädagogik. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Hoenes, J/Januschke, E/Klöppel, U (2019): Häufigkeit normangleichender Operationen „uneindeutiger“ Genitalien im Kindesalter (Follow Up-Studie). [online] URL:
https://omp.ub.rub.de/index.php/RUB/catalog/ view/113/99/604-4 (17.04.2019).
Jacke, K (2016): Widersprüche des Medizinischen. Eine wissenssoziologische Studie zu Konzepten der ›Transsexualität‹. Gießen: Psychosozial.
Kautzky-Willer, A (Hg.) (2012): Gendermedizin. Prävention, Diagnose, Therapie. Wien et al.: Böhlau.
Kehl, M (2008): Krankheit Intersexualität – Trauma Therapie. Über die medizinische Konstruktion von Geschlecht im Deutschen Ärzteblatt. In: D Groß/S Müller/J Steinmetzer (Hg.): Normal – anders – krank? Akzeptanz, Stigmatisierung und Pathologisierung im Kontext der Medizin. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 195-207.
Klöppel, U (2017): Zur Aktualität kosmetischer Genitaloperationen im Kindesalter. In: Sexuologie | Zeitschrift für Sexualmedizin, Sexualtherapie und Sexualwissenschaft, Band 24, Vol. 1-2, 83-91.
Kolip, P/Hurrelmann, K (Hg.) (2016): Handbuch Geschlecht und Gesundheit. Männer und Frauen im Vergleich. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Bern: Hogrefe.
Meuser, M (2005): Frauenkörper – Männerkörper. Somatische Kulturen der Geschlechterdifferenz. In: M Schroer (Hg.): Soziologie des Körpers. Frankfurt am Main: suhrkamp, 271-294.
Monro, S (2005): Beyond Male and Female. Poststructuralism and the Spectrum of Gender. In: International Journal of Transgenderism, Vol. 8(1), 3-22.
Reuter, J (2011): Geschlecht und Körper. Studien zur Materialität und Inszenierung gesellschaftlicher Wirklichkeit. Bielefeld: transcript.
Rieder, A/Lohff, B (Hg.) (2008): Gender Medizin. Geschlechtsspezifische Aspekte für die klinische Praxis. Zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage. Wien/New York: Springer.
3. Selbstfürsorge und Burnout-Prophylaxe
Leitung: Prof. Dr. Constanze Hausteiner-Wiehle/PD Dr. Bert te Wildt
In diesem Forum denken Sie mit zwei klinisch und wissenschaftlich tätigen Psychosomatikern darüber nach, wie Sie Ihr und unser Leben produktiv und nachhaltig gestalten können - vor allem, aber nicht nur im Hinblick auf Beruf und Arbeitsleben. Die vier Einheiten sollen in etwa den Themen "Lebenswege, Lebenssinn" (Freitag 16-18 Uhr), "Häufige Probleme, typische Fallen" (Freitag 19.15-20.15 Uhr) und "Selbstfürsorge und Burnout-Prophylaxe" (Samstag 10.30-12.30 Uhr und 13.45-15.15 Uhr) folgen.
Im kleinen Kreis stellt sich jede/r Teilnehmer/in mit den eigenen Erfahrungen und Plänen kurz vor und hält ein vorbereitetes Impulsreferat von ca. 10-15 Minuten Dauer, das auch mit einer konkreten Take-Home-Message für die anderen verbunden sein soll - aber hauptsächlich geht es um gemeinsame Reflexion mit einer Prise Selbsterfahrung, natürlich immer unter Berücksichtigung von (Gender-relevanten) Risiken und Chancen, und möglichst unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Facts.
Mögliche (mal philosophischere, mal pragmatischere) Referatsthemen wären: "Was ist der Sinn des (Arbeits-)Lebens?", "Pfauin, Leitwölfin, fleißiges Bienchen, Silberrücken: Rollen in der (Arbeits-)Welt“, "GenerationY“
Fact or Fiction?", "Modern Slavery", "Hierarchieformen am Arbeitsplatz: Was sagen die Daten?", "Generation FFF und Homo Deus - wie geht es weiter?", "Symptome von Burnout und Boreout", "Frauen werden depressiv, Männer brennen aus - stimmt das?", "Burnout bei Kollegen - was tun?", "Prüfungsangst, Lampenfieber & Co - Umgang mit Performance-Stress", "Resilienz - was ist das und wie trainiert man/frau das?", "Gratifikationssaufschub - Gratifikationskrise", "Nur eine/r kann gewinnen - Wettkampf und Konkurrenz in der Arbeitswelt", "Nur eine/r kann überleben - was lernen wir aus GNTM, Hunger Games, Fortnite & Co?", "Gamifikation: Ist Arbeit der Ernst oder das Spiel des Lebens?", "Richtig engagieren und delegieren", "Begeisterung wecken und wach halten, bei mir und bei anderen" oder "Entspannen in 5 Minuten". Die Themen werden individuell vorab mit Ihnen festgelegt (Kontakt:
c.hausteiner-wiehle@tum.de); eigene Vorschläge sind dabei sehr willkommen.
Am Samstag ab 15.45 Uhr wollen wir unsere Erkenntnisse dann im großen Plenum vorstellen und diskutieren.
Literatur: Die Recherche ist Teil Ihres Arbeitsauftrages - Tipps gibt es von den Kursleitern.
4. Heterosex/uality & Heteronormativity
Leitung: Dr. Shahin Payam
Kontaktadresse: Lehrstuhl für Diversitätssoziologie // Chair of Sociology of Diversity
Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften // Faculty of Sport and Health Sciences
Technische Universität München // Technical University of Munich
Uptown München-Campus D / Georg-Brauchle-Ring 60/62 / 80992 München
This forum will be held in English.
Heterosexuality as an institution has become firmly established in modern society. In this forum we will explore how such heteronorms have come to shape everyday life and common-sense conduct, including traditional gender roles, sexual practices, relationships and medical explanations.
We will look at a variety of theories, ranging from biological and mainstream psychological explanations, over feminist critiques to a social constructionist approach of (hetero)sexuality. This serves to illuminate how usually ‘invisible’ mechanisms within this institution have come to impact on gender (in)equality and marginalised/pathologised other sexualities through the ‘naturalisation’ of certain practices. The aim is here to make visible and challenge such taken-for-granted notions to open-up new pathways towards greater gender equality.
Vorschläge für Referatsthemen:
•Where is heternormativity reproduced (in everyday life)?
•Heteronormativity in relationships
•Implications of the naturalisation/medicalisation of sex/uality