Sorget euch nicht - für euch ist gesorgt
Wenn es nur so einfach wäre! Sich Sorgen zu machen, gehört zum Menschsein ebenso dazu, wie der Drang, sich um andere zu sorgen. Dies gilt für das alltägliche Miteinander, für Familien, Freundschaften und Nachbarschaft, aber – durch staatlich und kommunal organisierte Fürsorge – auch für das Gemeinwesen. Besonders jedoch wird im Gesundheitswesen erwartet, dass Medizin, Pflege, Therapie und Beratung für Menschen in Not sorgen können – und auch sorgen wollen. Im kirchlichen Umfeld wird diese Haltung insbesondere von der Seelsorge erwartet und erhofft.
Offen bleibt dabei die Frage, wie alle Beteiligten diese Sorge verstehen. Sind die grundlegenden Werte und Paradigmen sorgenden Handelns in den beteiligten Berufen wirklich immer vergleichbar? Welches Verständnis von Sorge teilen Medizin und Pflege und wo dominieren die Unterschiede? So mag zum Beispiel für eine Krankenschwester ein tröstendes Gespräch am Abend elementar zu ihrem Verständnis von Behandlung gehören, während dies für den Chirurgen nicht so zentral ist. Oder: Die Sorge um die besorgten Angehörigen steht für Pflege und Sozialarbeit im Mittelpunkt während sie den Operateur vielleicht niemals erreicht. Auch außerhalb der Klinik wird um den Sorgebegriff gerungen: Ist medizinische Forschung nicht auch Sorgearbeit? Was erwartet man in Therapie, Beratung oder Supervision an Hilfe und Sorge? Wie verstehen Mitarbeitende in der Hospizbewegung, in der Nachbarschaftshilfe oder in der öffentlichen Fürsorge ihre sorgende Arbeit? Und schließlich die vermeintliche Königsdisziplin: Bietet die Seelsorge den Inbegriff von Sorge, oder versteht sie diese Haltung ganz anders?
Solche Fragen werden nicht nur aus Sicht von Patienten oder Klienten gestellt, sondern auch innerhalb der Professionen und zwischen den Berufsgruppen gibt es unterschiedliche Zugänge und Haltungen dazu. Diesen Themen gehen wir im diesjährigen Medizin-Theologie-Symposium nach. Wir freuen uns auf spannende und anregende Vorträge und Diskussionen. Zusammen mit dem Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing laden wir herzlich in das Tagungshaus Wildbad Rothenburg o.d.T. ein.
Pfr. Frank Kittelberger
Studienleiter für Ethik in Medizin und Gesundheitswesen, Pastoralpsychologie und Spiritual Care, Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. med. Andreas Mackensen
Direktor der Medizinischen Klinik 5 -Hämatologie & Internistische Onkologie am Universitätsklinikum Erlangen
Prof. Dr. theol. habil. Arne Manzeschke
Leiter der Fachstelle für Ethik und Anthropologie im Gesundheitswesen der ELKB, Professor für Anthropologie und Ethik für Gesundheitsberufe an der Evangelischen Hochschule Nürnberg