MEDIZIN IST EINE SOZIALE AUFGABE
Erich Loewy
Diese Erkenntnis des 2011 verstorbenen Pioniers der modernen Medizinethik gilt heute als akzeptiert. Doch damit fangen manche Probleme erst an! Gerade um ihrer Sozialität willen sind Medizin und Pflege heute eher interdisziplinär und auf Dialog angelegt als noch vor Jahrzehnten. Der Dialog unter den Beteiligten und der Dialog mit den Betroffenen bedürfen jedoch großer Sprach- und noch größerer Zuhörfähigkeit. Die unterschiedlichen Modelle des Verstehens der Disziplinen (ihre Hermeneutik) und das unterschiedliche Deuten von Lebenssituationen
Betroffener und Beteiligter erfordern ein hohes Maß an Empathie und Offenheit. In der Ethik geht es nicht darum, Recht zu haben, sondern miteinander zurecht zu kommen. Ethik und Moral werden nachgerade zu Feinden, wenn Absolutheitsansprüche ins Spiel kommen – so kolportiert es moderne (medizin)ethische Literatur.
Ethik ist eine dialogische Aufgabe, die sich in modernen Kliniken und Krankenhäusern nicht selten in Ethikkomitees oder ethischen Konsultationen manifestiert. Dabei spielen SeelsorgerInnen oft eine wichtige oder gar zentrale Rolle. Ihnen traut man Dialogfähigkeit ebenso zu wie moralische Standfestigkeit. Doch genau da droht auch der o.g. Widerspruch
zwischen Ethik und Moral. Vielleicht hat sich auch deshalb in den letzten Jahren eine eigenständige und emanzipierte Medizinethik rasant und kompetent entwickelt. Kirchliche Vertreter sind nicht mehr die einzigen Ansprechpartner in ethisch-moralischen Fragen, sondern ein Gesprächspartner unter anderen. Sie lernen, nicht nur den Patienten zuzuhören, sondern auch den Mitdiskutanten in der ethischen Reflexion. Sie lösen sich von ihren gelernten moralisch-ethischen Konstrukten, um zu hören und gehört zu werden. Medizinethik ist nicht automatisch identisch mit dem Handwerkszeug klassischer kirchlicher und theologischer Ethik. Es gilt zu lernen und zu üben.
Dazu etablieren wir einen „Fachtag Medizinethik“, zu dem wir künftig regelmäßig einladen. Unter dem Titel „Ethik in der Klinik“ sind in diesem Jahr eingeladen: Haupt- und ehrenamtliche SeelsorgerInnen aus Krankenhäusern, Kliniken (auch Reha) und Ambulanzen; besonders angesprochen: Mitglieder von Ethikkomitees. Inhaltlich geht es um den Dialog verschiedener Ethik-Verständnisse bzw. Ethik-Modelle. Die dabei angewandte Hermeneutik der Beteiligten soll verglichen und sprachfähig aufeinander bezogen werden. Praktische Übungen und Musterfallkonferenzen werden einen Schwerpunkt dieser Tage bilden, theoretische Einführungen und Grundsatzüberlegungen den anderen.
Erich Loewy
Diese Erkenntnis des 2011 verstorbenen Pioniers der modernen Medizinethik gilt heute als akzeptiert. Doch damit fangen manche Probleme erst an! Gerade um ihrer Sozialität willen sind Medizin und Pflege heute eher interdisziplinär und auf Dialog angelegt als noch vor Jahrzehnten. Der Dialog unter den Beteiligten und der Dialog mit den Betroffenen bedürfen jedoch großer Sprach- und noch größerer Zuhörfähigkeit. Die unterschiedlichen Modelle des Verstehens der Disziplinen (ihre Hermeneutik) und das unterschiedliche Deuten von Lebenssituationen
Betroffener und Beteiligter erfordern ein hohes Maß an Empathie und Offenheit. In der Ethik geht es nicht darum, Recht zu haben, sondern miteinander zurecht zu kommen. Ethik und Moral werden nachgerade zu Feinden, wenn Absolutheitsansprüche ins Spiel kommen – so kolportiert es moderne (medizin)ethische Literatur.
Ethik ist eine dialogische Aufgabe, die sich in modernen Kliniken und Krankenhäusern nicht selten in Ethikkomitees oder ethischen Konsultationen manifestiert. Dabei spielen SeelsorgerInnen oft eine wichtige oder gar zentrale Rolle. Ihnen traut man Dialogfähigkeit ebenso zu wie moralische Standfestigkeit. Doch genau da droht auch der o.g. Widerspruch
zwischen Ethik und Moral. Vielleicht hat sich auch deshalb in den letzten Jahren eine eigenständige und emanzipierte Medizinethik rasant und kompetent entwickelt. Kirchliche Vertreter sind nicht mehr die einzigen Ansprechpartner in ethisch-moralischen Fragen, sondern ein Gesprächspartner unter anderen. Sie lernen, nicht nur den Patienten zuzuhören, sondern auch den Mitdiskutanten in der ethischen Reflexion. Sie lösen sich von ihren gelernten moralisch-ethischen Konstrukten, um zu hören und gehört zu werden. Medizinethik ist nicht automatisch identisch mit dem Handwerkszeug klassischer kirchlicher und theologischer Ethik. Es gilt zu lernen und zu üben.
Dazu etablieren wir einen „Fachtag Medizinethik“, zu dem wir künftig regelmäßig einladen. Unter dem Titel „Ethik in der Klinik“ sind in diesem Jahr eingeladen: Haupt- und ehrenamtliche SeelsorgerInnen aus Krankenhäusern, Kliniken (auch Reha) und Ambulanzen; besonders angesprochen: Mitglieder von Ethikkomitees. Inhaltlich geht es um den Dialog verschiedener Ethik-Verständnisse bzw. Ethik-Modelle. Die dabei angewandte Hermeneutik der Beteiligten soll verglichen und sprachfähig aufeinander bezogen werden. Praktische Übungen und Musterfallkonferenzen werden einen Schwerpunkt dieser Tage bilden, theoretische Einführungen und Grundsatzüberlegungen den anderen.
Pfr. Frank Kittelberger, Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. theol. habil. Arne Manzeschke, FEAG; Evangelische Hochschule Nürnberg