Die menschliche Lebenswirklichkeit realisiert sich als ein permanenter ethischer Diskurs.
Trutz Rendtorff
Ethische Debatten handeln Lösungen in gesellschaftlichen Herausforderungen aus. Doch sie sind noch mehr: Wenn wir darüber diskutieren, ob der Schwangerschaftsabbruch außerhalb des Strafrechts geregelt werden kann, wie wir angesichts des Klimawandels nachhaltig mit unserem Planeten umgehen oder ob gewaltsame Konflikte mit militärischer Abschreckung oder radikalem Pazifismus befriedet werden können, dann steht zur Debatte, wer wir sind, sein wollen und sein werden. Ethik stellt die Frage nach der ganzen Lebenswirklichkeit: Wie können und wollen wir zusammenleben?
Christentum und Lebensführung bildeten seit jeher eine Einheit. Daher hat sich der Protestantismus im 20. Jahrhundert auch vehement gegen alle Versuche gewehrt, ihn auf die Sphäre frommer Innerlichkeit zu beschränken. Im Gegenteil, er hat sich mit Engagement in öffentliche Debatten eingebracht, seine Vorstellungen von einer geschöpflichen Welt, der Zuwendung Gottes zu den Menschen, von der Freiheit, Verantwortung und Rechtfertigung des Menschen eingespeist. Begriffe wie Nächstenliebe und Schöpfung haben dabei eine erstaunliche Konjunktur im gesellschaft-lichen Diskurs erlebt.
Wie, wo, von wem und mit welchem Anspruch theologische Ideen in Debatten eingebracht werden, ist fraglich geworden. Das Christentum hat seine vorherrschende Stellung in liberalen westlichen Demokratien verloren, religiöse Gehalte im öffentlichen Raum schwinden. Vielleicht hat es gerade deshalb in der protestantischen Theologie in den vergangenen Jahrzehnten eine ganze Reihe von Programmen gegeben, die öffentliche Rede der Theologie zu analysieren und zu konzeptualisieren: Öffentliche Theologie, Öffentlicher Protestantismus, die Figur der „Übersetzung" religiöser in säkulare Sprache und nicht zuletzt auch die Ethische Theologie. All diese Konzepte reflektieren konkrete Lebensführungsfragen im Lichte christlicher Überzeugungen und umgekehrt. Insbesondere die Ethische Theologie versteht sich hier nicht bloß als Teildisziplin der Theologie, sondern als Steigerungsform von Theologie selbst, weil besonders die ethischen Fragen in der Moderne die Frage nach dem Leben an sich zum Thema machen.
Ist dieser Anspruch noch haltbar? Wie lassen sich aus der Perspektive einer Ethischen Theologie – und darüber hinaus – neue theologische Impulse für aktuelle ethische Debatten formulieren? Was ist aus dieser Reflexion konkreter Debatten für das Verhältnis von Theologie, Kirche und Öffentlichkeit zu gewinnen? Sind Kirche und Theologie noch Resonanzraum für Fragen der Lebensführung und wie lässt sich im 21. Jahrhundert überhaupt noch ethisch-theologisch sprechen?
Wir laden Sie ein, um darüber ins Gespräch zu kommen!
Dr. Hendrik Meyer-Magister, Stellvertretender Direktor und Studienleiter für Gesundheit, Künstliche Intelligenz und Spiritual Care
Nora Meyer, Vikarin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers; zuvor Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Systematische Theologie und Ethik an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Prof. Dr. Reiner Anselm, Professor für Systematische Theologie und Ethik an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Trutz Rendtorff
Ethische Debatten handeln Lösungen in gesellschaftlichen Herausforderungen aus. Doch sie sind noch mehr: Wenn wir darüber diskutieren, ob der Schwangerschaftsabbruch außerhalb des Strafrechts geregelt werden kann, wie wir angesichts des Klimawandels nachhaltig mit unserem Planeten umgehen oder ob gewaltsame Konflikte mit militärischer Abschreckung oder radikalem Pazifismus befriedet werden können, dann steht zur Debatte, wer wir sind, sein wollen und sein werden. Ethik stellt die Frage nach der ganzen Lebenswirklichkeit: Wie können und wollen wir zusammenleben?
Christentum und Lebensführung bildeten seit jeher eine Einheit. Daher hat sich der Protestantismus im 20. Jahrhundert auch vehement gegen alle Versuche gewehrt, ihn auf die Sphäre frommer Innerlichkeit zu beschränken. Im Gegenteil, er hat sich mit Engagement in öffentliche Debatten eingebracht, seine Vorstellungen von einer geschöpflichen Welt, der Zuwendung Gottes zu den Menschen, von der Freiheit, Verantwortung und Rechtfertigung des Menschen eingespeist. Begriffe wie Nächstenliebe und Schöpfung haben dabei eine erstaunliche Konjunktur im gesellschaft-lichen Diskurs erlebt.
Wie, wo, von wem und mit welchem Anspruch theologische Ideen in Debatten eingebracht werden, ist fraglich geworden. Das Christentum hat seine vorherrschende Stellung in liberalen westlichen Demokratien verloren, religiöse Gehalte im öffentlichen Raum schwinden. Vielleicht hat es gerade deshalb in der protestantischen Theologie in den vergangenen Jahrzehnten eine ganze Reihe von Programmen gegeben, die öffentliche Rede der Theologie zu analysieren und zu konzeptualisieren: Öffentliche Theologie, Öffentlicher Protestantismus, die Figur der „Übersetzung" religiöser in säkulare Sprache und nicht zuletzt auch die Ethische Theologie. All diese Konzepte reflektieren konkrete Lebensführungsfragen im Lichte christlicher Überzeugungen und umgekehrt. Insbesondere die Ethische Theologie versteht sich hier nicht bloß als Teildisziplin der Theologie, sondern als Steigerungsform von Theologie selbst, weil besonders die ethischen Fragen in der Moderne die Frage nach dem Leben an sich zum Thema machen.
Ist dieser Anspruch noch haltbar? Wie lassen sich aus der Perspektive einer Ethischen Theologie – und darüber hinaus – neue theologische Impulse für aktuelle ethische Debatten formulieren? Was ist aus dieser Reflexion konkreter Debatten für das Verhältnis von Theologie, Kirche und Öffentlichkeit zu gewinnen? Sind Kirche und Theologie noch Resonanzraum für Fragen der Lebensführung und wie lässt sich im 21. Jahrhundert überhaupt noch ethisch-theologisch sprechen?
Wir laden Sie ein, um darüber ins Gespräch zu kommen!
Dr. Hendrik Meyer-Magister, Stellvertretender Direktor und Studienleiter für Gesundheit, Künstliche Intelligenz und Spiritual Care
Nora Meyer, Vikarin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers; zuvor Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Systematische Theologie und Ethik an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Prof. Dr. Reiner Anselm, Professor für Systematische Theologie und Ethik an der Ludwig-Maximilians-Universität München