UND WENN ICH NICHT MEHR WEITER WEISS...
(Anfang einer vielfältig fortsetzbaren Redewendung)
„... dann gründ � ich einen Arbeitskreis!“ So oder ähnlich wird manchmal ironisch über die Angewohnheit von Institutionen gesprochen, komplexe Probleme in Arbeitsgruppen zu verlagern, statt sie durch eine klare Entscheidung einer dafür zuständigen Person oder Stelle zu lösen. Doch dies hat seinen Grund, denn manche Probleme lassen sich nicht durch Entscheidungen lösen. Gerade in Medizin und Gesundheitswesen tauchen nahezu alltäglich ethische Dilemmata auf, die sich einer einfachen Entscheidung genauso entziehen, wie einer simplen Lösung. Ethikkonzile, ethische Fallbesprechungen, Intervention durch Ethikteams und Ethikkommissionen sind in vielen Krankenhäusern heute die Regel. Auch in anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens – und jüngst auch in der stationären Pflege – werden solche Kommissionen und Gremien vorbereitet oder sind schon aktiv.
Nicht selten werden Seelsorgerinnen und Seelsorger um Mitarbeit oder gar Leitung und/oder Gründung von klinischen Ethikkomitees oder Ethikbeiräten gebeten. Medizin und Pflege sind heute zunehmend interdisziplinär orientiert und somit auf Dialog angelegt. Dies ein Gewinn, denn in der Ethik geht es nicht darum, Recht zu haben, sondern miteinander zurecht zu kommen. Dabei spielen Seelsorger und Seelsorgerinnen oft eine wichtige Rolle: Ihnen traut man Dialogfähigkeit ebenso zu, wie moralische Standfestigkeit und die Fähigkeit, Ergebnisse solcher Beratungen den Betroffenen und Beteiligten zu vermitteln.
Worauf kommt es dabei an? Was kann und soll Kirche beitragen bzw. was wird von ihr erwartet? 2016 etablierten wir den „Fachtag Medizinethik“, zu dem wir inzwischen regelmäßig einladen. 2018 sind somit zum dritten Mal eingeladen: Haupt- und ehrenamtliche Seelsorger und Seelsorgerinnen aus Krankenhäusern, Kliniken (auch Reha) und Einrichtungen
der Pflege. Besonders angesprochen sind in diesem Jahr: Mitglieder in Ethikkomitees. Wir freuen uns auf gute Gespräche und lehrreiche Stunden als Gäste im Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin an der LMU in München.
Pfr. Frank Kittelberger, Studienleiter für Ethik in Medizin und Gesundheitswesen, Pastoralpsychologie und Spiritual Care an der Evangelischen Akademie Tutzing
Prof. Dr. theol. habil. Arne Manzeschke, Leiter der Fachstelle für Ethik und Anthropologie im Gesundheitswesen der ELKB, Professor für Anthropologie und Ethik für Gesundheitsberufe an der Evangelischen Hochschule Nürnberg; Forschungsdirektor des Zentrums für Wirtschaftsethik (ZfW), Berlin