Das vorgeblich "Individuelle" [ist ein] Mythos der Moderne
Andreas Reckwitz, Die Gesellschaft der Singularitäten (2017)
Sich selbst erfinden ist angesagt, analysiert der Kultursoziologe Andreas Reckwitz treffend: Mit singulären Profilen kämpfen Menschen um Anerkennung und gute Bewertungen. Sie reagieren damit auf den Verlust tragfähiger Gemeinschaft. Auf der Jagd nach Einzigartigkeit und größtmöglicher Individualität entsteht eine neue Form kollektiven Strebens, in der jedoch ausgerechnet das Kollektiv verloren zu gehen droht: Jeder ist sich selbst der Nächste.
Obwohl dieser Analyse das menschliche Grundbedürfnis nach Individualität zugrunde liegt, führt die Art und Weise ihrer gegenwärtigen postmodernen Ausformung nicht nur zu Spaltungen in der Gesellschaft (weil nicht jede und jeder diese Leistung erbringt), sondern auch zu einer Überbetonung von Autonomie und dem Verlust von Nähe und Miteinander.
Wir fragen auf dieser Tagung, was dies für den Einzelnen, für die Familie, für Kommunen, Firmen, Institutionen, Organisationen und letztlich für die ganze Gesellschaft bedeuten kann. Wir fragen im Dialog mit SupervisorInnen, Coaches und BeraterInnen auch: Was heißt das für die Beratung von Menschen in Organisationen?
In bewährter Zusammenarbeit laden wir zum dritten Mal in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Supervision und Coaching e. V. in die Evangelische Akademie Tutzing an den Starnberger See ein.
Petra Beyer, Ina Kramer, Vorsitzende der DGSv, Köln
Paul Fortmeier, Geschäftsführer der DGSv, Köln
Frank Kittelberger, Studienleiter, Evangelische Akademie Tutzing