"DENN NICHTS IST SCHWERER UND NICHT ERFORDERT MEHR CHARAKTER, ALS SICH IN OFFENEM GEGENSATZ ZU SEINER ZEIT ZU BEFINDEN UND LAUT ZU SAGEN: NEIN. "
Kurt Tucholsky
Die Digitalisierung hat massiven Einfluss auf fast jeden Lebensbereich, ohne sie ist die Zukunft nicht mehr denkbar. In den letzten Jahren haben wir beobachtet: Sie verändert unsere Arbeitswelt, was wir lernen und die Art, wie wir uns bilden. Sie hat großen Einfluss auf unsere Kultur, darauf, wie wir kommunizieren und unser Miteinander gestalten. Das Verständnis von Freiheit und Demokratie wandelt sich genauso wie das Bild von Mensch und Welt. Der Rohstoff „Daten“ führt zu neuen Machtverhältnissen, Diskriminierungen und Gefahren. Oft genug bleiben Grundrechte wie das Recht auf Privatsphäre, freie Meinungsäußerung und Freiheit auf der Strecke.
Die Veränderungen sind rasant, sie lassen viele zurück. In jedem Fall lassen sie wenig Zeit zum Verstehen und Reflektieren. Viele Menschen reagieren mit Resignation, Abwehr oder fahrlässiger Gleichgültigkeit. Dabei geht es alle an, was geschieht. Doch wie gelingt es, Bewusstsein dafür zu wecken, dass es gerade jetzt wichtig ist, innezuhalten und sich darüber zu verständigen, wie wir leben wollen? Dass es wichtig ist, aktiv zu werden und Rahmenbedingungen für die Zukunft selbst zu gestalten?
2019 wird das deutsche Grundgesetz 70 Jahre alt. Dass sich die Bundesrepublik Deutschland zu dem Staat entwickeln konnte, der sie heute ist, verdankt sie auch einer gewachsenen und starken Zivilgesellschaft. Bilder des bürgerlichen Engagements für Frieden und Abrüstung, gegen Atomkraft und Hass haben sich in das öffentliche Gedächtnis Deutschlands
eingebrannt. In jüngerer Zeit beherrschten Berichte über Proteste gegen Überwachung, Vorratsdatenspeicherung oder das neue Polizeiaufgabengesetz die Nachrichten. Organisiert wurden diese von VertreterInnen einer sich ausdifferenzierenden Landschaft der digitalen Zivilgesellschaft. Sie besteht aus Initiativen und Organisationen, die sich mit Themen wie Datenschutz, Informationsfreiheit und Überwachung beschäftigen, mit ihrem Engagement auf Probleme aufmerksam machen und sich für eine faire Gestaltung der digitalen Transformation einsetzen.
In der Tagung soll es darum gehen, einen Überblick über Werte, Strukturen und Herausforderungen der digitalen Zivilgesellschaft zu bekommen, bestehende Initiativen kennenzulernen und Anregungen für das eigene Verhalten zu erhalten. In Vorträgen, Gesprächen und Diskussionen möchten wir herausarbeiten, welche Weichenstellungen für die Zukunft wichtig sind. Eine Tagung für mehr Digitalcourage – herzliche Einladung nach Tutzing !
Judith Stumptner, Studienleiterin für Kunst, Kultur, Bildung und Digitales, Evangelische Akademie Tutzing