MEINE IN DER LETZTEN ZEIT DOCH STARK AUF DEM WELTLICHEN SEKTOR LIEGENDE TÄTIGKEIT GIBT IMMER WIEDER ZU DENKEN.
Bonhoeffer an Bethge am 25. Juni 1942
Bonhoeffer an Bethge am 25. Juni 1942
Dietrich Bonhoeffer nahm vor 75 Jahren, am 30. Oktober 1940, als ziviler Verbindungsmann der Abwehr in München seinen Dienst auf. Er hatte sich damit endgültig für seinen Schwager Hans von Dohnanyi und den militärischen Widerstand in der Abwehr um Wilhelm Canaris und Hans Oster entschieden. Zugleich schützte ihn die Stellung als „V-Mann“ vor der Einberufung an die Front.
Vom November 1940 bis Februar 1941 war Bonhoeffer Gast bei den Benediktinern im Kloster Ettal und schrieb in der Abgeschiedenheit des Winters im Gebirge an seiner „Ethik“. Es folgte dann eine Zeit vieler Reisen – vorgeblich im militärischen Dienst, tatsächlich zu konspirativen Zwecken. An seinem offiziellen Wohnsitz bei seiner Tante Christine Gräfin von Kalckreuth in München-Schwabing hielt er sich nur wenig auf. Aber er pflegte in München Beziehungen zu weiteren Widerstandskreisen, insbesondere dem Kreis um Josef Müller, genannt „Ochsensepp“.
Bonhoeffer litt in seiner „bayerischen Zeit“ an der Trennung von der geistlichen Gemeinschaft, die er über Jahre im Predigerseminar der Bekennenden Kirche in Finkenwalde erlebt hatte. Neben vielen Todesnachrichten seiner Mitbrüder erschütterten ihn die Berichte von der Front und den nationalsozialistischen Greueln. Auf der anderen Seite fand er auch neue Gleichgesinnte. Er versuchte, einzelnen zu helfen, und hoffte auf die Möglichkeit zu einem Umsturz durch die militärischen Widerstandskreise. Im April 1943 wurde er mit einigen Mitverschwörern verha et und in Berlin-Tegel inhaftiert. Der Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 und die Enttarnung des militärischen Widerstands verschärfte seine Lage. Kurz vor Kriegsende wurde er wie etliche andere noch lebende Widerstandskämpfer nach einem kurzen Scheinprozess hingerichtet. Am 9. April 1945 starb er im KZ Flossenbürg durch den Strang.
In dieser Tagung richten wir den Blick auf Bonhoeffers „bayerische Zeit“, widmen uns seinen konspirativen Aktivitäten und seinem Umfeld, aber auch seiner Auseinandersetzung mit ethischen und theologischen Fragen. Schließlich geht es um die Frage, welches Gedenken Bonhoeffer hier erfährt und welche Einsichten sein Leben und Werk uns heute vermitteln. 75 Jahre, nachdem Bonhoeffer Wohnsitz in Bayern nahm, laden wir ein, seinen Spuren hier zu folgen!
Dr. Ulrike Haerendel, Evangelische Akademie Tutzing
Pfarrer Dr. Björn Mensing, Landeskirchlicher Beauftragter für evangelische Gedenkstättenarbeit, Dachau