ich glaube an gott
der die welt nicht fertig geschaffen hat…
ich glaube an gott
der den widerspruch des lebendigen will
und die veränderung aller zustände
durch unsere arbeit
durch unsere politik…
ich glaube an jesus christus
der aufersteht in unser leben
dass wir frei werden
von vorurteilen und anmaßung
von angst und hass
und seine revolution weitertreiben
auf sein reich hin…
ich glaube an den gerechten frieden
der herstellbar ist
an die möglichkeit eines sinnvollen lebens
für alle menschen
an die zukunft dieser welt gottes
amen.
Es ist der vielleicht prägnanteste Text der Theologin und Dichterin, Feministin und Aktivistin Dorothee Sölle (1929-2003), der Aufschluss gibt über ihre Hoffnung und ihre Haltung. Und der wohl nicht ohne Grund die Überschrift „Glaubensbekenntnis“ trägt, erschienen 1985.
Es ist das Credo einer Streitbaren, der in Deutschland eine wissenschaftliche Karriere verwehrt blieb. Deren Impulse aber nicht den Lehrsaal brauchten, sondern in Büchern, auf Kirchentagen und in Akademien Resonanz fanden, zahlreiche Kontroversen auslösten und Debatten in Kirche und Gesellschaft inspirierten.
Politisch stets wachsam, zielte ihr Engagement auf solidarische Verbundenheit mit den Opfern von Unrecht und Gewalt. Ihr Drängen auf eine echte Umkehr und eine grundlegende ökumenische Erneuerung im Geiste des Evangeliums lassen ihre Gedanken angesichts der aktuellen Entwicklungen zwischen Krieg und Erdüberhitzung hochaktuell erscheinen.
Zwei Jahrzehnte nach ihrem plötzlichen wie tragischen Tod begibt sich unsere Tagung auf Spurensuche in ihrem Werk, fragt nach dem Bleibenden und wie ihr Denken und ihr Glaube Menschen heute prägen können. Wegbegleiter:innen sowie Theologinnen und Theologen würdigen Dorothee Sölle. Zum anregenden Gedankenaustausch laden wir auch Sie herzlich ein in das Schloss Tutzing!
Pfr. Udo Hahn, Evangelische Akademie Tutzing